Samstag, 2. September 2017

Banyuls: Die selbstverständliche Fluchthilfe von Lisa und Hans Fittko

Der äußerste Süden Frankreichs war wichtige Durchgangsstation für viele Flüchtlinge, die im Zweiten Weltkrieg über Frankreich nach Spanien und weiter nach Portugal fliehen wollten.

Vielen halfen Flüchtlingsorganisationen wie das das „Emergency Rescue Committee“ unter der Leitung des amerikanischen Journalisten Varian Fry, der von Marseille aus arbeitete. Über ihn gibt Dokumentarfime und Ausstellungen, Straßen sind nach ihm benannt und ein vielbeachtetes Buch hat er geschrieben: „Auslieferung auf Verlangen“, in dem er die Rettung vieler europäischer Interlektueller schildert. Und dennoch ist er weitgehend unbekannt gebliebe.

Ebenso kann auch mit den Namen von Hans und Lisa Fittko kaum jemand etwas anfangen. Und das trotz Lisas Büchern „Mein Weg über die Pyrenäen“ und „Solidarität unerwünscht", trotz des daraus entstandenen Theaterstücks von Christoph Hein und trotz zahlreicher Film- und Radio-Dokumentationen. Erst 1985, zwanzig Jahre vor ihrem Tod hat sie mit dem Schreiben angefangen.

Teilweise auf allen Vieren suchten die Flüchtlinge den Weg über die spanische Grenze.
Auch mit guter Kondition eine anstrengende Tour - oft bei schattenlosen 35 Grad. Bis zu dreimal in
der Woche waren die Fittkos unterwegs.
Fry hat übrigens immer ein wenig den Anschein erweckt, als seien die beiden Teil seiner Organisation, Lisa Fittko dagegen legte Wert auf die Unabhängigkeit ihrer Hilfsaktionen. Bei aller Unterstützung des „Emergency Rescue Committee“ war die Distanz zwischen Fry und den Fittkos noch größer geworden, als aufgrund eines sprachlichen Mißverständnisses Fry den Eindruck gewann und auch kommunizierte, die beiden arbeiteten nur als Schleuser gegen Bezahlung; das war nicht der Fall.

Erst im Jahr 2001 wurde in Banyuls-sur-Mer eine schwer zu entziffernde
Gedenktafel enthüllt, die diese Arbeit im Verborgenen würdigte:

„Es war das Selbstverständliche.
Dem Andenken
von Lisa und Hans Fittko
und den vielen anderen.
Von September 1940 bis April 1941
führten sie - selbst bedroht -
Verfolgte des Nazi-Regimes über
die Pyrenäen.
Ihre tapfere Tat rettete
vielen Menschen das Leben.“

Heute beginnt dort, weit ab von allen Orten, an die ein Tourist in Banyuls je von alleine kommt, der „Boulevard des Evadés de France“, der Weg der Flüchtlinge in die steilen Weinberge.

Wie Heinrich Mann gerettet wurde und warum Walter Benjamin nach dem Weg über die Pyrenäen Selbstmord beging, ein einem weiteren Blogbeitrag.