Samstag, 14. April 2018

Christiane Drehers Cannes zwischen Mondänität und Kleinbürgerlichkeit

Christiane Dreher und Christine Cazon.
Bild: Jan Welchering, KiWi
Christiane Dreher lebt seit vielen Jahren im Süden, inzwischen vorrangig als Autorin von Kriminalromanen mit ihren Kommissar Léon Duval. Sie hat Südfrankreich von der Pike auf gelernt, auf einem Bauernhof zunächst und dann als Wirtin eines ländlichen Gasthauses im Hinterland von Nizza. Entscheidende Fragen, etwa wie oft küsst man sich zur Begrüßung und warum lieben die Franzosen so sehr eine Schwarzwälder Kirschtorte, hat die studierte Buchwissenschaftlerin in ihrem ersten Buch „Zwischen Boule und Bettenmachen“ augenzwinkernd beantwortet.

Und nun lebt sie also in Cannes, der Stadt, von der man immer meint, sie müsse viel mehr als diese siebzigtausend Einwohner haben, die sie tatsächlich hat. Cannes in ein paar Zeilen zu beschreiben geht nicht, hat sie mir gesagt und es trotzdem getan.
 
Einer der inzwischen fünf Romane fehlt im Blogbeitrag,
aber nicht in Ihrer Buchhandlung
„Cannes erstreckt sich jenseits des touristischen Zentrums in zehn sehr unterschiedlichen Stadtvierteln über mehrere Hügel Während es in der Innenstadt, dem touristischen Zentrum, laut und schrill zugeht mit dem Sehen und Gesehen werden, verläuft das Leben in den anderen Vierteln der Stadt eher gemächlich. Viele zugezogene Rentner, die ihren Lebensabend an der blauen Küste verbringen wollen, genießen von den Balkons der großen Appartementanlagen den Blick aufs Meer.

Die echten Cannois leben in den manchmal noch dörflich anmutenden Vierteln ein oft bescheidenes und eher zurückgezogenes Leben. Mondäne Freizeitkultur, beschauliches Rentnerleben und kleinbürgerlicher französischer Alltag liegen in Cannes seit Beginn des Tourismus dicht beieinander. Das Filmfestival, das 1946 erstmals in Cannes stattfand, ist heute kulturell und wirtschaftlich das wichtigste Ereignis für die Stadt. Rund um das Palais des Festivals reihen sich Grandhotels und Luxusboutiquen aneinander. Und im alten Hafen liegen noch immer kleine Fischerboote und alte Segelschiffe neben luxuriösen Jachten.“

Viel mehr gibt’s in Drehers Blog
www.aufildesmots.biz .
 
Vom Lieblingsbäcker über den Boule-Platz
zum Lieblingsrestaurant. Bild: Maunder
Und nachlesenswert ist auch der sehr perönliche Spaziergang, den Hilke Maunder mit Christine Cazon gemacht hat: www.meinfrankreich.com/cazon/ .
 
Cazon? Unter dem Namen, der nach der Hochzeit ihr Familienname wurde, erscheinen die Kriminalromane von Christiane Dreher. Hier der ganz neue, wieder bei Kiepenheuer&Witsch:


 

Freitag, 13. April 2018

Rendez-Vous mit Cézanne, Kathryn Lewek und dem Festival d‘Aix

Cézanne und Kathryn Lewek können Sie im Juli in Aix treffen.
Ein Traum wäre für Cézanne in Erfüllung gegangen, hätte er je Kathryn Lewek malen können. Der arme Cézanne. Oft genug, wenn er etwa seine badenden Frauen malen wollte, stand ihm nur ein ausgemusterter invalider Soldat als Modell zur Verfügung. Nur, wie sollten sie zusammen kommen, der begnadete Maler aus Aix-en-Provence und die amerikanische Sopranistin, er Jahrgang 1839 und sie Jahrgang 1983? Ihnen kann das ohne Schwierigkeit gelingen.

Wenn Sie in diesem Jahr das Opern-Festival in Aix besuchen, können Sie beiden Künstlern Reverenz erweisen. Cézanne, sein Atelier und sein Berg, die Montagne Sainte Victoire sind immer da, Lewek hat gerade ihre fünfte Saison an der Metropolitan Opera in New York hinter sich, wie immer in ihrer Paraderolle der Königin der Nacht aus der Zauberflöte. Zum 70sten Geburtstag des Festivals singt sie die nun auch in Aix, , ihren Gegenspieler Sarastro gibt Dimitry Ivashchenko, der sich gerade sehr entspannt auf sein Met-Debut freut.

Anhören können Sie sich Kathryn Lewek als Königin der Nacht hier
https://www.youtube.com/watch?v=RRDt9aaGg-Q
und Dimitry Ivashchenko als Sarastro hier https://www.youtube.com/watch?v=FgNOGQNb8Vk
Bei der Gründung des Festivals konnte noch niemand ahnen, dass hier eine der weltweit renommiertesten Veranstaltungen der Opernszene - so die Bewertung durch ARTE - entwickeln würde. Aix wurde als Festival des Jahres 2014 mit dem International Opera Award ausgezeichnet. Rund vierzigtausend Besucher sorgten zuletzt für eine Auslastungsquote von 95 Prozent. Neben Mozart (auch noch mit Don Giovanni) stehen 2018 Bizets Carmen, Pinocchio von Philippe Boesmanns, Strawinskys Rake’s Progress und Erismena von Francesco Cavalli auf dem Spielplan.  

Zu den zahlreichen Aufführungsorten gehören die Freilichtbühne des Théâtre de l'Archevêché und das Grand Théâtre de Provence. Mit Carmen steht die mit großen Abstand meistaufgeführte Oper in Frankreich auf dem Programm, mit der Zauberflöte die populärste deutsche Oper (Daten und Preise unten).

Was Sie sonst noch in Aix machen können

Der römische Statthalter Sixtius Calvinus gilt als Gründer einer Stadt, die bis heute mit den Attributen elegant, aristokratisch und geistreich belegt wird.
„In Aix herrscht eine reine, gesunde Luft, und Lebensmittel sind reichlich vorhanden, in Aix sind keine Gewalttätigkeiten zu befürchten, die Einwohner sind liebenswürdig und friedfertig, und schließlich trifft man in der Stadt, wie jedermann weiß, eine große Anzahl gelehrter Personen an.“
Was sich hier liest wie ein erster Entwurf zu einer Stadtmarketing-Broschüre stammt aus der Gründungsurkunde der Universität von Aix zu Beginn des 15. Jahrhunderts.

Wer heute nach Aix kommt, macht als erstes meist nichts anderes als die Reisenden früherer Jahrhunderte, nämlich einen Bummel über den Cours Mirabeau. Eine nur fünfhundert Meter lange Prachtstraße, die immer noch beeindruckt. Auf der Südseite ist bis heute weitestgehend durchgehalten, was die Stadtväter damals verfügt hatten, nämlich keine Geschäftshäuser, keine Verkaufsräume. Nicht einmal Lebensmittel oder sonstige Waren durften hier mit Pferdewagen transportiert werden.



Begeben Sie sich auf die Spuren von Cézanne, in sein Atelier, das so aussieht, als hätte er es gerade verlassen. Oder besuchen Sie als Kontrastprogramm die Fondation Vasarély, deren Gebäude schon einen Vorgeschmack auf den Künstler geben, sechszehn sechseckige Waben aus
Glas, Aluminium und Marmor. In acht Abteilungen wird man durch die Ansichten eines Künstlers geführt, der seine Kunst als Gegenstück zur „visuellen Verschmutzung“ sah.

Außerhalb: Vauvenargues und Les Milles

Machen Sie eine Tour zu dem einst von Picasso gekauften Schloss Vauvenargues. Und bei dieser Tour um die Montagne Sainte Victoire lohnt ein Halt im Altersheim der Fremdenlegion in Puyloubier, einen sehr guten Rotwein bauen die Herren hier an. Unbedingt sehenswert sind auch die Gedenkstätte des Lagers von Les Milles, in dem während des Zweiten Weltkrieges viele deutsche Exilanten auf die Ausreise in die Vereinigten Staaten oder Casablanca warteten. Darunter so bekannte Künstler wie Max Ernst oder der Schriftsteller Lion Feuchtwanger.


Noch etwas Hintergrund zum Festival d'Aix

Unter folgendem Youtube-Link bekommen Sie in knapp zwei Minuten einen Eindruck von Aix, seinem Festival und den Spielorten
https://www.youtube.com/watch?v=xtNXMST1Oe0

Hier die Aufführungsdaten der Zauberflöte; alle im Juli 2018 und bis auf den 14.7. (17.00) immer um 19.30:
Fr 6., Mo 9., Mi 11., Sa 14., Mo 16., Do 19., Sa 21. und Di 24.
  

Mit diesem Link finden Sie Ihre Lieblingsplätze und die Preise. Und wenn Sie auch der Meinung sind, dass die Zauberflöte ein guter Opern-Einstieg für Ihre Kinder sei. Die bezahlen 9 Euro, reguläre Preise zwischen 30 und 270 Euro.
https://billetterie.festival-aix.com/selection/event/date?productId=101267719389  Wenn Sie lieber anrufen: 0033 820 92 29 23.
Parkplätze für die Aufführungen der Zauberflöte finden Sie fünf Minuten vom Theater in den Parkhäusern Méjanes und Rotonde.


Die Ausführenden der Zauberflöte:

 




 



Dieser Blog-Beitrag wurde angeregt von Nicolas Schaettel und unterstützt vom Festival d'Aix. Die Bilder sind von Sophie Spiteri, Wisieu, Regis Cintas-Flores, Malost , Andrea Schaffer, den Homepages der Künstler, dem Festival d'Aix, dem Office de Tourisme Aix und Manfred Hammes.