Gide war eine imponierende Erscheinung.
„Das Gesicht ist ausdrucksvoll und sensitiv, mit einer hohen, edel gebildeten Stirn, schmalen asketischen Lippen und seltsam mongolisch geschnittenen Augen, die unterbeschreibt ihn Klaus Mann. In Uzès stößt man an vielen Orten auf den Namen Gide. Das Geburtshaus seines Onkels Charles steht gleich gegenüber der Ende des 20. Jahrhunderts dezent und stilgerecht renovierten Kirche Saint Etienne. Am 28. Juni 1847 wurde Charles Gide geboren; exakt einhundert Jahre später erhielt sein Neffe den Nobelpreis. Das Haus von Charles Gide ist ein guter Ausgangspunkt, um in die Stadt einzutauchen.
dunkelbuschigen Brauen aufmerksam, oft beinah listig blicken“,
Schon im Ersten Weltkrieg hat sich André Gide in führender Position des „Foyer Franco-Belge“ engagiert, einer privaten Hilfsorganisation, die sich um Flüchtlinge aus von den Deutschen bereits besetzen Gebieten kümmerte; und einen Krieg später trat er aus dem gleichen moralischen Verantwortungsbewußtsein dem französischen „Comité de Patronage“ bei, das die Arbeit des Amerikaners Varian Fry in Marseille (siehe dort) wesentlich unterstützte.
Gide, so formulierte Jean-Paul Sartre 1951 in „Les temps modernes“, sei
„als Beispiel dafür nicht zu ersetzen, daß jemand seine eigene Wahrhaftigkeit ist“.Wobei das sicher dem etwas leichter fallen kann, der sein Leben von Anfang an frei von jeglicher finanzieller Sorge verbringt. Sorgen hatte er allenfalls mit der Verwaltung seines großen Vermögens. Da gehörte bis 1920 das aus dem 15. Jahrhundert stammende Schloß des nahe Uzès gelegenen Lussan; und das Schloß von La Roque-Baignard mit über 400 Hektar Ländereien als Familienerbe und die gutdotierte Stellung seines Vaters ließen André Gide immer unabhängig sein. Regelrecht mit Bedauern stellt dies ein französisches Literatur-Lexikon fest; denn „ohne dieses Pech“, so der Schluß, „hätte er uns noch einige zusätzliche große Werke hinterlassen“.
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