Samstag, 28. April 2018

Die „schnellen“ Austern vom Etang de Thau und das Restaurant "L' Oasis du Pêcheur"

Bertrand David, in vierter Generation Austernzüchter in Bouzigues, freut sich über seine „schnellen“ Austern. Sie kommen mehr als doppelt so schnell auf den Markt wie diejenigen aus der Bretagne und der Normandie. Der Grund: Ganz einfach die idealen Aufzuchtbedingungen im Etang de Thau, einem 8.000 Hektar großen Salzwasserbecken südlich von Séte, das nur durch einen schmalen Dünenstreifen vom Mittelmeer getrennt ist. Hier das VIDEO.


Vor dem Herbstgewitter am Etang de Thau. Im Hintergrund Sète.
„Im Etang ist die Temperatur immer ein paar Grad höher als im Meer und es ist nochmal deutlich wärmer als im Atlantik. Und weil unsere Austern dadurch mehr Nahrung haben und es außerdem hier fast keine Ebbe und Flut gibt, fressen sie immer und wachsen schneller.“
Immerhin braucht es selbst hier zwei Jahre, bis die Austern geerntet werden können.
„Bis dahin haben wir jede einzelne Muschel mindestens sechsmal in die Hand genommen, vom Aussetzen der ausschließlich japanischen Larven, die später mit Zement an die Schnüre geklebt werden werden, bis hin zum Säubern kurz vor dem Verkauf.“
Der See hat eine mittlere Tiefe von rund 5 Metern und wird, zum Wohl der Muschelzüchter und professionellen Fischer, von einer warmen Quelle - Gouffre de la Vise - aus einhundert Metern Tiefe gespeist. Rund dreitausend Familien finden so ihr Auskommen und wer, wie Bertrand sein Geschäft versteht, auch deutlich mehr als das. „Le Marin“ heisst sein Schiff, mit dem er mehrfach täglich Rundfahrten zu den Austernbänken macht, dort anlegt und das ganze System des Etang de Thau anschaulich und überzeugend erklärt. Im Juli und August ist das Boot, trotz viermaliger Tour immer so übrfüllt, daß es nur wenig Spaß macht, also am besten im Frühjahr oder Herbst und sich dann aber vorher über die Abfahrtszeiten informieren: 0033 603 31 44 90.

Kurz vor Schluß der einstündigen Tour gibt es den Hinweis auf das dem "Imperium" zugehörige Restaurant „Le Marin“, ein paar Schritte von der Anlegestelle. Wer dort durchschnittlich ordentlich, aber, mit Ausnahme der Meeresfrüchte, nicht sehr gut gegessen hat, wird auf die dazugehörende „Vitrine du Marin“ verwiesen, wo man sich die frischen Muscheln und Austern auch preisgünstig mit nach Hause nehmen kann.
Schiffshalt direkt an der Austern- und Muschelzucht
Die Rundfahrt mit Stop an einem der Austernparks ist ein absolutes Muß in Bouzigues. Danach aber nicht ins "Marin", sondern einen Spaziergang entlang der Standpromenade und den Chemin de la Catonnière machen, bis man, nach höchstens fünfzehn Minuten vor einer etwas verwahrlosten Hofeinfahrt steht. Lassen Sie sich von den überquellenden Mülltonnen, von defekten Paletten und dem Toilettenkabuff rechts an der Einfahrt nicht abschrecken. Das ist das vielgerühmte Authentische, das schon Pagnols Ugolin und sein Papet nie verstanden haben.

Dort nämlich, so das Schild, sei die „L’Oasis du Pêcheur“ und genau die ist es dann auch. Sie merken das daran, daß Sie keinen Platz auf der kleinen Terrasse direkt über dem Wasser bekommen. Deshalb am besten vorher anrufen und reservieren: 0033 467 78 31 75. Und dann werden Sie ganz familiär nach Ihrem Vornamen gefragt. Montags ist zu, aber an allen anderen Tagen ist der Besuch dort ein Erlebnis. Eine ganz bodenständige Fischerküche ohne jedes Schnick und Schnack, Muscheln, die frisch aus dem Etang kommen, kein Fleisch und auch keinen Käse hinterher, Familienbetrieb eines Austern- und Muschelzüchters.

Restaurant Oasis: Frischer Genuß auch in den Monaten ohne "R"
Einfach unübertrefflich das Plateau de Fruits de Mer, die Tintenfische, die Messermuscheln oder Palourdes, die mit ihrem Hauch, es ist schon eher Windstärke 4, von Petersilie und Knoblauch auch die Nachbartische entzücken und dabei alles absolut preisangemessen. Nur als Beispiel: Ein Glas Picpoul de Pinet samt einem Probierteller mit sechs Austern, Muscheln und Crevetten und der hausgemachten Aioli gibt es für wenige Euro. Kostenlos dazu gibt es ein freundlicher Gespräch mit den Bedienungen - ich weiss bis heute nicht genau, wer zur Familie gehört und wer nicht - und abends den Sonnenuntergang über dem Etang.
Vorne wird der Blick genossen, hinten in der Miniküche wird gewirbelt


Und manch einer, und ich gestehe, dazu gehöre ich auch, hat das dort ein spätes Mittagessen ausklingen lassen und mit dem Blick auf Séte, die Wolken-, Wasser und Sonnenspiele und mehr oder weniger philosophischen Erörterungen einen frühen Abendimbiß abgewartet. Voraussetzung ist natürlich immer eine gute Fee, die die nächtliche Heimfahrt übernimmt. Es könnte natürlich auch, gendergestreamt, ein guter Geist sein; aber das ist bisher niemals vorgekommen.

Austern mit Aussicht: Und zwar genau dieser obigen

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