Immerhin: Was im Großen funktioniert, funktionierte erst
recht im Kleinen. Die Korruption in der sogenannten „besseren Gesellschaft“ ist
das Thema von Marcel Pagnols "Topaze" (Mons, Dresden 23,90). Mit dem Stück feierte er 1928 seinen
Durchbruch am Theater, bevor es gleich mehrfach verfilmt wurde. Ein zu
ehrlicher Lehrer, Monsieur Topaze, wird in zwielichtige Machenschaften
verwickelt – ohne es zu wollen. Der Dresdner Mons Verlag hat das Stück neu
herausgebracht und mit einem wunderbar altertümlichen Titelbild von Michel
Guy-Nochet versehen; Wolfgang Barth hat die Ausgabe übersetzt. Obwohl die
Erinnerungen Pagnols über die französische Premiere im Anhang abgedruckt sind,
wäre es gut gewesen, man hätte in den Materialien etwas mehr über den
historischen Hintergrund und die Entstehungszeit erfahren können.
Das Gleiche gilt für Maupassants „Sur l’eau“ (Mons, Dresden, 11.90€), der bei Mons
jetzt immerhin in zweiter Auflage erschienen ist. Kein Wort zum Autor, nichts
über die Entstehungsgeschichte. Deshalb rate ich dann eher zu dem bei Mare
erschienenen Band in deutscher Übersetzung und mit einem Nachwort von Julian
Barnes versehen. Da lohnt dann auch der doppelt so hohe Preis.Samstag, 17. August 2019
Pagnol und Maupassant-Bücher: Leider ohne Hintergrund
Es war damals eines der
Themen in Frankreich kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert: Das viele Geld,
das französische Kleinanleger durch den verschleppten Konkurs der den Bau des
Panama-Kanals finanzierenden Gesellschaft verloren hatten. Hinzu kam eine durch
Bestechung zahlreicher Politiker, unter anderem von Clemenceau, zustande
gekommene Lotterie, die vielen Bürgern weiteres Geld zu einem Zeitpunkt aus der
Tasche zog, als den Insiders längst klar war, daß die Gesellschaft in Konkurs
gehen würde. Wäre nicht kurz darauf die Affaire Dreyfus in den Mittelpunkt
gerückt, in deren Verlauf ein Unschuldiger zweimal wegen Landesverrats verurteilt
und der wahrhaft Schuldige freigesprochen wurde, hätte der Panama-Skandal
deutlich höhere Wellen geschlagen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich auf Ihre Anregungen. mh