Sonntag, 10. Mai 2015

Wege in den Midi: Durch Alpen, die Cevennen oder durchs Rhônetal


Entlang der Route Napoléon. Wieder eines der genialen Bilder von Steffen Lipp

Wenn Ihnen Reisen mehr ist, als Warten auf das Ankommen und Sie so glücklich sind, Zeit zu haben, dann fahren Sie vielleicht durch die Schweiz, über die französischen Alpen oder auf der Route Napoléon in den Midi. Da gibt es eine gut lesbare Routen-Beschreibung von Stefan Scheytt in GEO, die sie HIER nachlesen können

Oder von der anderen Seite, ganz von Westen her durch das Zentralmassiv und dann auf den Wegen der Kamisarden, der aufständischen Protestanten zu Beginn des 18. Jahrhunderts, durch die Cevennen. Wahrscheinlich werden Sie aber doch auf der Autobahn durch Elsaß, Jura, Burgund und entlang der Rhone fahren, des Flusses, der bei den Griechen nur „die Straße“ hieß, auf der Felle und Bernstein nach Süden kamen und Salz und Olivenöl nach Norden.


Durrell: Eine Villa wie in den Romanen Balzacs
Der Engländer Lawrence Durrell, den wir als trinkfestem Romanschriftsteller in Sommières wiedertreffen, reiste mit dem Schiff von Lyon nach Avignon.
„Die Rhone beschert uns in schneller Folge ihre historischen Stätten und kleine trunkene Städtchen, eingekuschelt zwischen Weinbergen und gebadet in der Unbekümmertheit träger Tage und trägen Schweigens, das nur unterbrochen wurde durch das Schnippschnapp der Scheren in den Weinbergen - die heilige Beschneidung, die den elegischen Sommer der Provence beendet.“

Lieber Pastis als Wein
Für Durrell war, man merkt es leicht, der Wein wichtiger als die Baudenkmäler unterschiedlichster Epochen, und wenn man aus den Trauben hätte Pastis herstellen können, wäre sein Glück im Süden vollkommen gewesen.

Ähnlich, allerdings liebte er den Wermut, ging es seinem kanadischen Kollegen Jack Kerouac, der Ende der fünfziger Jahre ebenfalls in Avignon landete und vor allem eines wollte: Schnell wieder weg.

„Gassen schmutziger als mexikanische Slums und überall entlang der Steinmauer zerlumpte Kinder beim Spielen in unseligen vom Mistral aufgewirbelten Staubwolken, genug, um van Gogh zum Weinen zu bringen.“ 
Kerouac gehört zu den immer wiedergelesenen Lieblingsautoren des Kölner Lyrikers, Musikers und Malers Wolfgang Niedecken. „Wat für e’ Booch, dionysisch, unzensiert“, schrieb er Kerouacs Buch „Lonesome traveller“ einen rezensierenden Rocksong. Kerouac war aber nicht durchgängig so negativ gestimmt. Der Chorgesang in der Kirche Saint Sauveur in Aix-en-Provence und der Anblick alter Männer, die an diesem Sonntagmorgen mit ihren Baguettes vorbeigingen, machten ihn glücklich.
„Mit Tränen in den Augen hörte ich in der Kathedrale des Erlösers die Chorknaben eine prachtvolle alte Musik singen, während Engel herumzuschweben schienen.“
Als Johanna Schopenhauer, auch an einem Sonntag während des Hochamtes, die Kirche besuchte, fielen ihr, ein paar Jahre nach der Revolution, vor allem die vielen zerstörten Heiligen-Statuen auf.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich auf Ihre Anregungen. mh