Samstag, 9. Januar 2016

In Uzès und Montpellier: Literatur-Open-Air

Christian Feller verkauft nicht jedem jedes Buch
Wer in Uzes eine Buchhandlung besuchen möchte, die mehr Buch-Sammlung als Buch-Handlung ist, kommt am Besuch bei Christian Feller nicht vorbei. Wenn man ihn findet (am Parkplatz auf der Rückseite des Tour Fenestrelle) und wenn er geöffnet hat. Von manchen Büchern seiner Sammlung trennt er sich höchst ungern und es kann Ihnen passieren, daß er sagt: "Dieses Buch verkaufe ich in diesem Jahr noch nicht. Kommen Sie doch im nächsten Sommer wieder." So könne er erkennen, ob dem Käufer auch tatsächlich etwas an diesem speziellen Titel liegt. Sein lesenswertes eigenes Buch "Uzes dans Guides et les Guides d'Uzès" verkauft er natürlich gerne an jedermann.


1929, als die Weinreben noch
so hoch wuchsen, daß sie per Leiter
geherbstet werden mußten
Tausende von Besuchern finden sich beim jährlichen Bücherfest in Uzès ein. Mehr als einhundert Autoren haben mit Unterstützung einer Bürgerinitiative ihre private Buchmesse initiiert. Nicht immer zur Freude der Verlage und derem Bestreben, die in Frankreich wieder eingeführte Buchpreisbindung auch durchzusetzen, verkaufen sie ihre signierten Exemplare.
„Mit meiner Unterschrift mache ich aus dem verlagsneuen ein gebrauchtes Buch und das kann ich natürlich auch unterhalb des Ladenpreises verkaufen“,
findet ein Autor in Uzès eine französische Lösung.



Open-Air-Buchmesse mit Gut-Wetter-Garantie
Das funktioniert so nicht bei der „Comédie des livres“ in Montpellier; der örtliche Buchhandel regelt das hier über Zentralkassen. Über dreihundert Autoren und fünfzig literarische Zeitschriften sind bei dieser publikumsnahen Open-Air-Messe vertreten. Den Namen hat die Veranstaltung nicht, weil es hier besonders lustig zugeht, das zwar auch, sondern nach dem Veranstaltungsort, dem mitten im Zentrum gelegenen Place de la Comédie.


Kennt sich aus in der Literaturgeschichte
des Departements Gard: Jean-Claude Hauc
Regelmäßig vertreten, einmal weil er in der Stadt wohnt, aber auch, weil er gerade sein fünfzehntes Buch veröffentlicht hat, ist Jean-Claude Hauc: „Le voyage et la plume“ heißt der neue Titel und handelt von tatsächlich noch mit der Feder schreibenden Autoren, die vom Mittelalter bis zur Belle Époque Montpellier ihre Reverenz erwiesen haben.

Obwohl er in Montpellier geboren wurde, spielt hier nicht ein einziger der zahlreichen Romane von Léo Malet. Seine Figur des immer abgebrannten und dennoch immer großkotzigen Privatdetektivs Nestor Burma passt allerdings auch besser nach Paris, wo Burma in jedem Arrondissement mindestens einen Fall löst. Wenn Sie Glück haben bekommen Sie noch irgendwo eine der Hardcover-Ausgaben des Elster Verlages und können mit dem touristischen Anhang und anhand der Karten einen

Meist rettet Nestor Burma leicht bekleidete junge Damen wie im "Stress um Strapse"
ungewöhnlichen Paris-Aufenthalt planen. Vom Diogenes Verlag wurde diese Idee für die Gesamtausgabe der Maigret-Romane übernommen.

Als Bankangesteller, Clochard, Herausgeber eine Modezeitschrift und dann protegiert von den Surrealisten um André Breton, sowie nicht zuletzt nach seiner Gefangenschaft im Stalag X-B (dem Stammlager B des Wehrbezirks 10 in Sandbostel bei Bremen) hatte Léo Malet aus zahlreiche Welten zu berichten; Erfahrungen die seinem Nestor Burma zugute kamen. In „Nestor Burma in der Klemme“ - dessen größte Sorge ist es, auf dem Schwarzmarkt wieder an Pfeifentabak zu kommen - beschreibt Malet das weitgehend unaufgeregte Alltagsleben während der deutschen Besatzung von Paris.

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