Sonntag, 1. Januar 2017

Gelber Drache, roter Wein – Chinesische Betrügereien mit französischem Wein

Die Verwandlung von Wasser in Wein. Bisher nur in Kana und China. Giotto di Bondone um 1305        Bild Wiki cc
Alles, was man nicht für möglich hält, ist nicht unmöglich. Systematisch werden in China Weine gefälscht - so die Recherchen von Journalisten. Ganz so weit, nur noch den eigen angebauten Wein zu trinken, müssen wir allerdings noch nicht gehen.
„So sah ich zum Beispiel einen Wein mit dem Namen Bordeaux Portwein. Ein anderes Etikett verkündete stolz Syrah-Reben aus Bordeaux, während ein als Languedoc verkaufter Wein offensichtlich aus dem Elsass kam, das laut Etikett in Italien liegt. Und obwohl der 1998er für französische Weine kein herausragender Jahrgang ist, wird er von Fälschern bevorzugt verwendet, vermutlich, weil in China die 9 für Harmonie und die 8 für Reichtum stehen.“
Arbeit kann auch Spaß machen
Den ganzen Bericht von Nick Bartman lesen Sie auf der Website von Vinum, dessen Redaktion den Beitrag des Rechtsanwaltes hat übersetzen lassen. Bartman ist spezialisiert auf Maßnahmen gegen Produktpiraterie und hätte sich wahrscheinlich nicht träumen lassen auf eine ganze Wein-Mafia zu stoßen. Die englische Weinkritikerin Jancis Robinson, die eine wöchentliche Kolumne in der Financial Times hat und deren Lieblingsfeind Robert Parker ist, hat ihn auf www.jancisrobinson.com erstmals veröffentlicht. Ein langer Text, sicher, aber wie ein Krimi zu lesen. Flaschen, Etikette, Inhalte – alles systematisch gefälscht, wobei allenfalls tröstlich ist, daß die meisten Flaschen nicht exportiert werden.

Aber es bewegt sich nicht alles im kriminellen Rahmen. „Gelber Drache, roter Wein“ hat der SWR eine Dokumentation genannt und auch die WELT (Ute Müller) und die Badische Zeitung (mal wieder der immer lesenswerte Axel Vieil) nahmen sich des Themas an.

Müller berichtet von den Aktivitäten des Changyu-Konzerns, der in Navarra ein eingeführtes Familienunternehmen mit einer Produktion von immerhin 21 Millionen Flaschen im Jahr gekauft hat. 35 Millionen Euro war den Chinesen die 75prozentige Beteiligung wert, also an sich keine bedeutende Investition für Changyu, dessen Börsenwert über 5 Milliarden Euro beträgt.

Vieil beschreibt die chinesischen Engagements im Bordeaux, wo jeden Monat ein Château den Eigentümer wechselt. Globalisierungsfreunde sollte das freuen, denn Preise und Erträge steigen in diesem zinsfreien Zeiten überdurchschnittlich. Axel Vieil:


„Bordeauxwein kostet heute doppelt so viel wie 2009. China hat vergangenes Jahr für 580 Millionen Euro zehn Prozent der Produktion gekauft und ist wichtigster Exportmarkt. Die übrigen französischen Anbaugebiete brachten es zusammen auf 264 Millionen Euro.“
Auf den Weinmessen in Châlon, Montpellier und Strasbourg weisen Plakate schon heute auf die künftig wichtigsten Weinmessen hin: Hongkong, Peking und Tokio.





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