Irmtraud Morgner |
Der Roman „Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura“ erschien 1974. Da wurde sie bereits von ihrem Mann, dem Lyriker und Drehbuchautor Paul Wiems für das Ministerium für Staatssicherheit bespitzelt. 1977 ließ sich Morgner von Wiems scheiden.
Der erste Satz:
„Natürlich ist das Land ein Ort des Wunderbaren.“Da hat Irmtraud Morgner sich gründlich geirrt, sollte sie tatsächlich die DDR als das gelobte Land der Emanzipation der Dichterinnen und Schriftstellerinnen gemeint haben; obwohl man das bei nicht weiß, schließlich war sie dort im Vorstand des Schriftstellerverbandes. Oder hat sie ihn ironisch beschrieben, diesen Staat, in dem ideologische Bewertungen entschieden, wer schreiben durfte, wer gedruckt und gelesen werden durfte. Ein bürokratisch kontrolliertes System der Literaturgewährung für die Leser. Die für mich nachvollziehbarste Deutung bezieht diesen Satz auf das Land, in dem die Trobadora eingeschlafen ist, auf die Provence, auf Les Baux.
Dann trifft sie einen Autofahrer, der ihr erklärt, daß statt des Bauxit heute die Touristen ausgebeutet werden, und sie in die tief in die Felsen gehauenen Weinkeller von Sarragan schickt.„Sie brannte auf das Wiedersehen mit der einzigartigen Stadt, die in wilder Felsenlandschaft hoch aus einem Monolith gehauen war, ohne sichtbare Übergänge vom Fels zum kunstvollen Gemäuer. Diese knochenähnlich verwitterten Felsenformen, die nackt und gewaltig in Kräutern stehen, steil.“
Übergangslos: Stadt Fels Ort. Bild Oleg Znamenskiy cc
Immer die ideale Temperatur. Bild:Cave |
Wer mehr über die Agententätigkeit von Wiems nachlesen will, dem sei das Buch „Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik“ von Joachim Walther ans Herz gelegt, das 1999 bei Ullstein erschien. Zu den vom bespitzelten Autoren gehörten Heinrich Böll und Günter Grass, aber auch Jurek Becker und Wolf Biermann, sowie Andrej Sacharow und Lew Kopelew.
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