Samstag, 12. September 2020

Nr.1: Das Olivenöl aus dem Gard

Gepflegter Olivenhain in der Nähe der "Großen Mauer" von Martignargues
Als Racine nach Südfrankreich kam und bei seinem Onkel nahe Uzès wohnte, konnte er sich nicht vorstellen, daß man mit Olivenöl kochen könne. Für ihn durfte es nur Butter sein, aber die Köchin des Onkels hat ihn schnell bekehrt und er schrieb dann sogar über den „wunderbaren Geschmack“ des Olivenöls. Mehr dazu in meinem Buch "Durch den Süden Frankreichs".




Die geschützten Ursprungsbezeichnungen (siehe Karte) gab es damals natürlich noch nicht, aber die französischen Olivenöle gehörten schon damals zu denen, mit denen sich der Adel und die reichen Bürger eindeckten.

Heute existieren strenge Regeln für den Anbau und die Produktion und die Rückverfolgung der Oliven; auch sind nicht alle Olivensorten für die Herstellung des Öls zugelassen. Das allerdings interessiert die privaten Ablieferer, die ihre 10 oder 20 Kilo Oliven im Januar zur Mühle bringen herzlich wenig; da wird bunt gemischt. Für seine 20 abgelieferten Kilogramm bekommt man hinterher 3 Liter Öl.

 
In Frankreich gibt es entgegen vielleicht allen Vermutungen nur sehr wenige Olivenbäume. Der Verband spricht von 1,3 Millionen Bäumen, von denen in der Provence und dem Languedoc rund 5.000 Tonnen Öl
gewonnen werden. Das ist sehr wenig und reicht gerade einmal für die Abdeckung von 4 Prozent des in Frankreich verbrauchten Öls. Alles andere kommt aus Spanien, Italien und Griechenland; und gelegentlich soll es auch aus EU-geförderten Olivengärten kommen, die tatsächlich gar nicht existieren. Nicht mal 2 Prozent der gesamten Produktion stammen aus Frankreich.

Jeder hat seine besonderen Vorlieben für ein bestimmtes Olivenöl aus einer bestimmten Ölmühle. Manche schwören auf die Öle aus Nyons oder Les Baux- für die ein sehr gutes Marketing gemacht wird. Für mich geht nicht über die Öle von Paradis in Martignargues und Soulas in Collorgues (auf der Karte im "grünen Gebiet" um Nîmes), beide gerade mal ein paar Kilometer voneinander entfernt. Vor ein paar Jahren hat eine Tochter von Soulas nach einem Streit mit ihrem Vater einmal ein paar ihrer Oliven an Paradis gegeben. Sie können sich ausmalen, daß darüber nicht in aller Stille gesprochen wurde.

Roger Paradis und sein Sohn Christophe sind spezialisiert auf die Sorte Picholine. Bei Soulas werden auch Négrette, Coille und Cul-Blanc verarbeitet. Vieles hier ist Handarbeit und entsprechend sind die Preise: knapp 20 Euro kostet der Liter.


Christophe Paradis mit seinem Lieblingsbaum
und danke an Caroline Ducasse und Ralph Schetter
für ihre Bilder.

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