Die Kriminalromane von Liliane Fontaine zu lesen sind wie in
den Süden Frankreichs nachhause zu kommen. Man kennt die Richterin Mathilde,
die auf dem feudalen Weingut lebt, ihre Haushälterin Odile und ihren Kommandant
Rachid Bouraada, mit dem sie (jetzt endlich)aber erwartungsgemäß zusammen ist.
Man kennt die Stadt, von der Arena über den Endpunkt der römischen
Wasserleitung, die von Uzès nach Nîmes führte bis zum relativ neuen
archäologischen Museum de la Romanité. Und leicht folgt man den Wegen der Opfer
und Täter durch die Stadt und ihre Parks.
Warum der drogensüchtige Mann erschossen wird, der gerade
aus Chile angereist war, klärt sich langsam auf. Und nur die Ärzte sind nicht
überrascht, daß Valerie Savigny stirbt, denn jahrelang hatte sie im Koma
gelegen. Für die Richterin und ihren Kommandanten gehört das ebenso zum Fall
wie das wertvolle Bild des Pointillisten Henri Edmond Cross. Viel mehr Hinweise
seien an dieser Stelle nicht gegeben, um nichts zu verraten. |
Nicht ganz das gestohlene Bild, aber doch Zypressen aus Cagnes
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Selbstportrait von Henri Edmond Cross
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Wie immer ist der Leser in die Ermittlungen eingebunden und
kann sich selbst testen, ob seine Kreativität mit dem Gespür der
Untersuchungsrichterin in die gleiche Richtung läuft oder man selbst da nicht
doch auf einem Irrweg ist – was Mathilde de Boncourt durchaus auch einmal
passiert.
Wer aber sich nicht als Krimi-Leser outen möchten, könnte
durchaus sagen, er habe sich bau- und kunstgeschichtlich weitergebildet, denn
die Lektüre macht fit etwa über die Site Vauban, die gar nicht von Vauban
erbaut wurde; sie macht auch fit für Signac, neben Seurat der wichtigste Maler
des Pointillismus.
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Fort Vauban um 1890. Heute Teil der Universität |
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Das Bild von Cross taucht in einer hochpreisigen Galerie in Nîmes auf, deren Inhaberin von
Anfang an das Gefühl hatte, das Bild müsse in einem der internationalen Diebstahlsregister
zu finden sein. Wie nicht anders zu erwarten wird der Fall gelöst, spannend, schlüssig und etwas unerwartet. Aber wie
vielleicht anders zu erwarten, wird es in Nîmes anfangen zu schneien. Jedenfalls wenn die Richterin ihrem nach einer Schusswunde wetterfühligem Oberschenkel vertraut. Mit dieser letzten Szene aus dem Buch wird nicht zuviel verraten. Es liest sich gut in allen Jahreszeiten.
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