Tatsächlich eckig und trotzdem Boule |
„Das Glück ist rund, Monsieur“, wurde dem deutschen Dichter Wolfdietrich Schnurre im Midi das Boulespiel kurz, aber in seiner ganzen Komplexität erklärt. Sicher ist nur, daß er diese Erklärung nicht in Vézénobres erhalten haben kann. Denn hier waren es die Boulespieler leid, ständig den die Hänge hinunter rollenden Kugeln nachzulaufen und entschieden sich für die Einführung des eckigen Glücks.
Viereckig, damit sie nicht den Hang hinunterrollen |
„Der Mensch lebt zwischen den Kugeln. Es schwingt da eine Art archaischen Tastgefühls mit. Man merkt woran die Hände denken, wenn die Finger gedankenvoll die Rundungen abtasten. Hier werden Formen wiederentdeckt, die wahrscheinlich schon Adam erfreuten.“Boule war, ist und bleibt Männersache. Das hängt weniger mit der „Schweinchen“ genannten kleinen Holzkugel, sondern vor allem mit Fanny zusammen. Ursprünglich war Fanny eine Zuschauerin, der der Verlierer, wenn er beim Null-zu-13 ohne jeden Punktgewinn blieb, den blanken Hintern küssen mußte. Heute ist Fanny, was manche bedauern, meist eine silberne Medaille oder eine Keramikfigur, die im Koffer neben den Kugeln Platz hat und die niemanden mehr in eine kompromittierende Situation bringt.
Eine Fanny gehört in jeden Boule-Koffer |
Fanny Vollzug bei 0:13 |
Bei der Stadt-Meisterschaft in Vézénobres qualifizierten sich wie üblich die zehn besten Teams für die Weltmeisterschaft, die natürlich auch immer in Vézénobres stattfindet. Meine Frage nach ernstzunehmenden Gegnern aus anderen Ländern, wurde als derart unpassend aufgefasst, als habe ich den Nachtisch vor dem Käse haben wollen. „Was für Länder? Beim Boule carrée?“ Eine ähnliche Überheblichkeit ist nur von der NBA, der nordamerikanischen Basketball-Liga bekannt. Dort ist der Landesmeister auch immer zugleich der World-Champion.
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