So schön Banyuls und seine Umgebung sind, so negativ und apokalyptisch hat sich Emmanuel Bove über den Ort geäußert. Der russisch-französische Schriftsteller, sein Vater hieß Bobobnikoff, wurde in Deutschland erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Übersetzungen von Peter Handke bekannt. Im Mai 1928 hat Bove es gerade mal eine einzige Stunde in Banyuls ausgehalten.
„Banyuls war einmal, so meinen zahlreiche Leute, ein kleines Paradies. Stellen Sie sich eine unendliche Moorlandschaft vor, eine trostlose Ebene, verlassene Hütten und über all dem eine Art Nebel, bestehend aus Myriaden von Mücken. Kaum habe ich den Bahnhof von Banyuls verlassen, werde ich von Gendarmen nach meinen Papieren gefragt. Ich gehe in die Stadt. Sogleich taucht unvorstellbarer Dreck auf. Und noch immer kein Baum.“
Er trifft auf eine Gruppe schwarzgekleideter, betender Frauen.
„Das Ganze ist absolut malerisch, aber auch von einer bestürzenden Tristesse. Irgendwelche Kasernen und Fabriken versperren einem den Weg dahin. Ich frage um Auskunft, bekomme keine Antwort. Fassungslos reise ich eine Stunde später wieder ab.“
Port Vendres mit den Augen von Jürg Treichler. Hier geht es zu seiner Homepage |
Bove hätte diese Stunde auch besser nutzen können, als sich wieder einmal in eine depressiven Stimmung hineinzuschaukeln. Ein Marsch direkt an der Küste entlang bis nach Port Vendres hätte bleibende und positive Eindrücke hinterlassen.
Von vielen seiner Kollegen geschätzt - ganz früh schon von Colette und nach dem Krieg vor allem von Beckett - bietet sich die Lektüre von Boves Romanen auch nicht gerade zur Einstimmung auf den Urlaub an. Enttäuschungen, Resignation und Darstellungen des sozialen und seelischen Elends beherrschen ihn und sein Werk.
Von vielen seiner Kollegen geschätzt - ganz früh schon von Colette und nach dem Krieg vor allem von Beckett - bietet sich die Lektüre von Boves Romanen auch nicht gerade zur Einstimmung auf den Urlaub an. Enttäuschungen, Resignation und Darstellungen des sozialen und seelischen Elends beherrschen ihn und sein Werk.
„Ich verstehe jetzt, weshalb ich bei allem, was ich unternommen habe, gescheitert bin.“
Als Bove sich 1942 in der Gegend von Lyon und dann an der Drôme und der Ardèche aufhielt und in „Ein Mann, der wußte“ diese Zeilen schrieb, wollte kein Verleger das Buch haben. Da nützte auch die Freundschaft mit Philippe Soupault nichts, der zeitweise sein Lektor war. Geschichten über verpaßte Gelegenheiten aus dem kleinen Milieu wollte niemand lesen.
Algier zur Zeit Boves. Eine alte Postkarte aus dieser Quelle. |
Und Bove wollte nicht in einem besetzten Frankreich veröffentlichen und flieht nach Nordafrika. In Algiers Vorort Bouzaréah mietet er sich ein Zimmer. Und dann hat er doch einmal Glück. Die Rue Charras hatte sich zum Zentrum des intellektuellen Exilantentums entwickelt: Die Bar „Coq-Hardi“ und noch wichtiger die Buchhandlung des jungen Verlegers Edmond Charlot. „Les Vraies Richesses“ hatte er sie nach Jean Gionos Buch „Vom wahren Reichtum“ genannt. Charlot hatte ein gutes Gespür für kommende Autoren - immerhin war er der erste, der einen Titel von Albert Camus verlegte – und dann auch Bove.
Bove nutzte seine ungewollte Freizeit zum Schachspiel mit berühmten Partnern, mit André Gide, der gerade von Tunis aus nach Algier gereist war, und mit dem Schriftsteller und Piloten Saint-Exupéry. Bove spielte gut, schlug Gide regelmäßig; die meisten anderen ließen den großen Meister allerdings lieber gewinnen.
Bove nutzte seine ungewollte Freizeit zum Schachspiel mit berühmten Partnern, mit André Gide, der gerade von Tunis aus nach Algier gereist war, und mit dem Schriftsteller und Piloten Saint-Exupéry. Bove spielte gut, schlug Gide regelmäßig; die meisten anderen ließen den großen Meister allerdings lieber gewinnen.
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