Stars der Literatenszene: Tucholsky und Hasenclever 1925. Bild DLA |
Bevor er nach Les Milles bei Aix-en-Provence transportiert wurde, war Hasenclever bereits an der Küste verhaftet und ins Lager Fort
Hasenclever: Flirt an der Riviera 1934. Bild DLA |
„Der Posten war ein einfacher Soldat, ein Bauer aus der Provence. Er stand gelassen hinter der Barriere, vor sich einen Haufen aufgeregter Intellektueller. Die Hand am Gewehrriemen blickte er gleichmütig auf die ihm völlig fremde Menschenschar. Gefangen dachte ich wieder. Rechtlos. Keinem Lande zugehörig. Ausgeliefert. In Frankreich. In der Heimat Voltaires.“Zu diesem Haufen aufgeregter Intellektueller gehörten unter anderem Golo Mann, Lion Feuchtwanger, dann der Simplicissimus-Redakteur Franz Schoenberner und der Autor und Rowohlt-Lektor Franz Hessel.
Ehemalige Ziegelei: Das Internierungslager von Les Milles 1939 und 2005 |
Andächtig saßen die Lagerinsassen um ihn herum:
„Ja, meine Herren, wir müssen diesen Zustand als eine Prüfung betrachten. Unsere Liebe zu Frankreich wird auf eine harte Probe gestellt. Ich weiß. Dennoch – wir müssen hindurch. Wer liebt, der nimmt nicht nur.“Und ausgerechnet Hasenclever hat die Prüfung nicht bestehen wollen. Schon länger hatten seine Mitgefangenen Angst, daß er den Selbstmord begehen würde, von dem er soviel gesprochen hatte.
„Wie wir da im Garten sitzen, vielleicht zum letzten Mal, am ersten Kriegstage in dieser friedlichen Landschaft, mußte ich plötzlich weinen. Was wir gedacht und geschrieben haben, was wir, Angehörige eines Volkes, das nie seine Dichter begriffen hat, dennoch glaubten verkünden zu müssen - es versinkt im Gespensterzug der Dämonen. Diese Welt existiert nicht mehr.“
Einer der Schlafräume in Les Milles: Überall Ziegelstaub |