Samstag, 7. Oktober 2017

Schloss und "griechischer Tempel" zwischen Pont du Gard und Uzès

Verwunschener Ort ein paar Meter neben der Straße
Die Platanen stehen nur noch auf einer Seite der Straße zwischen Remoulins und Uzès und das leider auf der falschen, nämlich der nach Norden gerichteten, spenden also dann, wenn sie es sollten, keinen Schatten. Manch einem huscht auf dieser Straße auf der Höhe von Argilliers ein romanisches Portal mit einigen so gar nicht dazu passenden Säulen durch den Rückspiegel. Wenn Sie das Gespür durchzuckt, hier etwas versäumen, dann fahren Sie gerade die nächste Straße rechts nach Argilliers rein, am Friedhof vorbei und dann rechts in den Chemin du Baron de Castille hinein.

Der Asphalt hört nach ein paar Metern auf und soweit es nicht gerade geregnet hat, bereitet der Fußweg durch die Weinberge keine Probleme. Plötzlich sehen Sie linker Hand eine halbkreisförmige gut erhaltene Kolonnade; der zweite Halbkreis ist den Zeitläuften zum Opfer gefallen, die Sockel sind teilweise noch zu erkennen. Andere sind, wie die umgestürzten Säulen auch, vom Efeu umwuchert.


Das Château de Castille in Uzes
Als der Baron de Castille sich kurz vor der Französischen Revolution dieses Schlößchen erbaute und dabei der zeitgängigen Italien-Sehnsucht nachgab, konnte er noch nicht ahnen, daß ihm dieses Refugium nur kurz vergönnt sein würde. Als Gabriel Joseph de Froment d’Argilliers kam er 1747 in Uzès zur Welt. Mit seiner Hochzeit mit Hermine Aline Dorothée de Rohan heiratete er später klug in eine der einflußreichsten Familien Frankreichs. Etwas mehr über die Geschichte der Familie finden Sie MIT DIESEM LINK . Das noch heute nach ihm benannte Stadtpalais in Uzès zeigt seine Vorliebe für Säulenvorbauten ebenso wie der Pavillon Racine auf der Rückseite des heutigen Gerichtsgebäudes und früherem Bischofssitz.

Das Schloß von Argilliers befindet sich heute in einem ordentlichen Zustand, was wesentlich zwei englischen Kunsthistorikern, darunter dem exzentrischen Douglas Cooper zu verdanken ist. Er hatte es Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts erworben und stilgerecht restauriert. Seine Einwohnerzahl hat der Ort seit jener Zeit vervierfacht, von 50 auf 200. Zu besichtigen ist das Schloß selbst nicht, es sei denn, Sie möchten es kaufen; unten mehr. Aber schon der Garten, der Säulengang und der auf der anderen Straßenseite hinter einer nur nach vorne abschirmenden Mauer befindliche Friedhof mit einem Tempel, der eine kurzbeinige Akropolis assoziiert, versetzen uns in eine ganz andere Zeit.

Die Liebe zur Antike auf dem Friedhof des Château d'Agilliers



2016 wurde das Schloss von Sotheby's Immobilien zum Verkauf angeboten. Die 8,9 Millionen Euro, die es inklusive der großformatigen Picasso-Fresken kosten sollte, waren sicher nicht überzogen. Noch weitere Wandgemälde aus der Sammlung Coopers sind im Schloss vorhanden. Die 560 Quadratmeter Wohnfläche und den zwei Hektar großen Park gibt es zur Kunst dazu. Und viel wilde Geschichten von und über Cooper, von denen sich einige schon in Wikipedia finden. Viel mehr aber in John Richardson Buch The Sorcerer's Apprentice: Picasso, Provence and Douglas Cooper, das 1999 bei University of Chicago Press erschienen ist. Wie er viel Geld gewonnen und verloren hat, als französischer Spion in England verhaftet wurde und sich mit Picasso über den Verkauf des Schlosses stritt; hergegeben hat er es damals nicht.