Freitag, 24. Januar 2020

Peter Mayle und Lawrence Durrell: Zuviel Lesernähe

Eis hat Durrell auf seinem Lieblingsplatz beim "Glacier" seltenst gegessen

Lawrence Durrell war so populär, daß seine Bewunderer nicht nur täglich das Grundstück belagerten, sondern sogar in sein Haus in Sommières eindrangen, um „ihrem Larry“ leibhaftig zu begegnen.


Peter Mayle im Lubéron und Lawrence Durrell in Sommières
konnten sich vor ihren Landsleuten kaum retten. Bild Wiki cc

Ähnlich erging es eine Generation später Peter Mayle im Luberon. Wer die Lage seines Hauses so beschreibt, wie Mayle das getan hat, exakter als jede Postanschrift, darf sich über Lesernähe nicht wundern. Sie würden das Haus auch leicht finden:

Unterhalb der Landstraße, die Menerbes mit Bonnieux verbindet, am Ende eines nicht asphaltierten Weges, Kirschbäume auf der einen Seite, Weinreben auf der anderen, liegt ein zweihundert Jahre alter Bauernhof aus Natursteinen, dessen Grundstück an den Luberon-Nationalpark grenzt.
Fast zehn Prozent aller Provence-Urlauber sollen ab 1990 nur aufgrund der Werke von Peter Mayle nach Südfrankreich gereist sein, schrieb eine britische Tageszeitung. Manche tun es sogar noch nach seinem Tod. Und von den Engländern werden es neunundneunzig Prozent gewesen sein.

Das restliche Prozent ist Ford Madox Ford zu verdanken - Sohn eines Musikkritikers der „Times“ und Enkel eines westfälischen Verlegers -, der seinen Namen Ford Hermann Hütter aufgab, als während des Ersten Weltkriegs die Stimmung in England immer stärker anti-deutsch wurde. Einige seiner Romane, die in Zusammenarbeit mit Joseph Conrad erschienen, hat der Eichborn Verlag zu Beginn des 21. Jahrhunderts veröffentlicht.

Nach seinem Buch „New York ist nicht Amerika“ und mehreren Paris-Aufenthalten war ihm klar, daß auch Paris nicht Frankreich war, sondern viel eher die Provence. Die Liebe zum Süden hatte er von seinem Vater geerbt, der sogar provenzalische Gedichte verfasst und seinem Sohn nichts anderes die Grundzüge der Sprache und des Schachspiels beigebracht hatte.

Ford passte auch noch aus einem anderen Grund gut nach Südfrankreich, denn sein Umgang mit der Wahrheit läßt an Tartarin oder einen Fischer aus Marseille denken, wie Julien Barnes das beschrieben hat.

„Für Tatsachen hatte er vor allem Verachtung übrig, während er umgekehrt an die absolute Akkuratheit von Eindrücken glaubte. Pound vertraute Hemingway einmal an, dass Ford ‚nur lügt, wenn er sehr müde ist’. Sollte das aber seine Richtigkeit gehabt haben, muß Ford sehr oft sehr müde gewesen sein.“
Ihm wurde zudem nachgesagt, ein „furchterregender Trinker“ gewesen zu sein, eine der Gemeinsamkeiten mit Lawrence Durrell. Als dessen Haus nach seinem Tode verkauft wurde, mußte die neue Eigentümerin rund 6.000 Weinflaschen entsorgen, die Durrell im Pool versenkt hatte.