Den Spuren des Pestarztes folgen |
Zwei Meter hoch und 27 km lang |
Der Sanitätsrat von Marseille entschloss sich zur Einführung eines dreistufigen Quarantänesystems. Nein, nicht 2021, sondern vor dreihundert Jahren. Dieses System fand bei den im Hafen einlaufenden Schiffen Anwendung. Selbst wenn es bei der Besatzung keine Anzeichen einer Erkrankung gab, wurden die Schiffe in eine mindestens 18tägige Quarantäne geschickt, durften aber an den vorgelagerten Inseln festmachen. Die Besatzungen wurden Lazarette ausserhalb der Stadt gebaut, wo sie sich in gut gelüfteten Räumen aufhalten mussten.
Trotzdem war 1720 die Pest nach Marseille gekommen und breitete sich auch in weiten Teilen der Provence aus. Sie dezimierte die provenzalische Bevölkerung - ebenso die der Stadt Marseille - um die Hälfte und verbreitete sich weiter über Europa.
50.000 Menschen starben in Marseille an der Pest - die Hälfte der Bevölkerung. Bild von Michel Serre
Das
Vaucluse, damals mehrheitlich päpstliches Territorium, ließ sofort eine
Trockensteinmauer von 27 Kilometern Länge und zwei Metern Höhe um das damalige
„Comtat Venaissin“ bauen, um sich vor der Seuche zu schützen und die Mobilität
einzuschränken. Versehen mit Wachposten schlängelte sich diese alle andere als
unüberwindliche Steinmauer über die Mont de Vaucluse von Cabrières d’Avignon
via Lagnes bis nach Beaucet. Die Reste dieses Kulturerbes kann man heute auf
einem Wanderweg mit Start in Lagnes auf etwa neun Kilometern, in rund
dreieinhalb Stunden entdecken. Ergänzend zur Wanderung empfiehlt sich die
Ausstellung „La Peste – 1720“ im „Hôtel Agar“ in Cavaillon, die von Juni bis
September 2021 läuft. An die tausend Manuskripte wie Briefe, Ex-Votos und
andere Zeugnisse dokumentieren die Zeit nach der Pandemie von 1721-1723.
Die Ausstellung
ist dienstags bis samstags geöffnet. Es gibt nur geführte Besichtigungen auf
Reservierung, zu denen Sie sich unter 0033 6 2417 2013 zum Preis von 10 Euro
pro Person anmelden können.