Samstag, 16. Mai 2020

Resistance-Kämpfer und Dichter René Char: Der Tod des Freundes

In Isle-sur-Sorgue ist René Char 1907 zur Welt gekommen und in seiner Heimatregion kämpfte er als sehr frühes Resistance-Mitglied als „Capitaine Alexandre“ gegen die deutschen Besatzungstruppen. In seinem Werk verarbeitete Char immer wieder Begebenheiten aus seiner Zeit im Widerstand, so auch den Tod seines Dichterfreundes und Mitkämpfers Roger Bernard. Bernard wurde auf dem Weg zu Char erschossen. In „Hypnos“, seinem bekanntesten Buch, vermacht uns Char letzte Texte seines Freundes:

„Dann plötzlich betrachtet
der verstümmelte Kopf den Boden,
und die Sonnenblume stirbt,
und frisches Schluchzen zerfällt in Kristalle.“

Und Char beklagt:
„Dies ist der Dichter, den wir verloren haben.“

Zuvor hatte Char erfreut gesehen, wie der junge Drucker Bernard sich vom Leser zum Schreiber entwickelte.

„Begierig, ans Werk zu gehen, sich zu vervollkommnen verbringt der Heranwachsende lange Abende über die Bücher gebeugt, vertraut mit dem Unbezwingbaren, das er schließlich darstellen kann; daher rührte auch eine frühzeitige Schwäche seiner sehr blauen Augen, die in eine Legierung von Nordsee und Lavendel getaucht schienen.“

Char als Held der Resistance                 Bild Vimeo


Zwischen zwei Sabotageakten habe Bernard ihm neue Gedichte vorgelesen.

„Als Kurier auf dem Weg zum Kommandoposten von Céreste fällt er am 22. Juni 1944 den Deutschen in die Hände. Da er sich weigert, auf die ihm gestellten Fragen zu antworten, wird er wenig später auf der Landstraße erschossen. Ein Maulbeerbaum und ein zerstörter Bahnhof sind die nächsten Zeugen seines Todes.“