Die vielen Gäste am Strand sind gewollt - heute jedenfalls. 1939 war
das anders.Das Ende des spanischen Bürgerkrieges hatte allein 400.000
Flüchtlinge - mehr als doppelt so viele, wie das Departement Pyrénées-Orientales damals Einwohner besaß –
in die Gegend kommen lassen. Der französische Premierminister Édouard Daladier
hatte die Grenzen geöffnet und gehofft, daß man es irgendwie schaffen könne,
die Flüchtlinge unterzubringen und zu versorgen. Weit gefehlt: Mehr als 75.000 Menschen
wurden am Strand von Argèles hinter Stacheldrahtverhauen untergebracht und nur
so notdürftig versorgt, daß viele von ihnen starben.
Blick vom Tour de Madeloc auf die Cote Vermeille |
Für die meisten Besucher von Argèles-sur-Mer ist der kilometerlange
Sandstrand von Argèles-Plage das Ziel. Dabei hat das Städtchen und vor allem
die Umgebung einiges zu bieten. Zum Beispiel den Tour de Madeloc, den einen weiten
Rundblick auf die Cote Vermeille bietet, die sehenswerte Kirche
Saint-Laurent-du-Mont im Wald von Valmy ein paar Kilometer südlich der Stadt
und dort auch den Strand von Le Racou. Hier gibt es die kleinen Strandhäuser,
die nicht von den Hochhaus-Bausünden erdrückt werden und in denen man sich wie
auf einem Schiff fühlt. Die Restaurants sind nicht ausschließlich auf
touristische Einmalbesucher ausgerichtet, sondern achten auf ein ordentliches
Verhältnis zwischen Preis und Leistung. Das gilt etwa für das „La Table au
Coin“ gerade für Fisch und Meeresfrüchte oder „La Casa Loca“ für katalanische
Küche. Außerdem beginnt hier trifft die Felsenküste, die beim Tauchen und
Schnorcheln eine ganz andere Abwechslung bietet. Und: Sie sind nur eine kleinen
Spaziergang von Collioure entfernt, der Malerstadt des Fauvismus mit ihrer
beeindruckenden Wehrkirche (auch auf dem Titel von „Im Schatten des Sommers“),
die ins Meer hinaus gebaut wurde.
Der Strand von Argèles: Tatort im Roman und Internierungslager |
Ohne zuviel zu verraten, worum
geht’s in den beiden Büchern?
Im Angesicht der Wahrheit: Estelle
hat in Argèles die kleine Pension ihrer Großmutter geerbt. Aus dem Ort
ist sie kurz nach ihrem Schulabschluss nach einem traumatischen Erlebnis
weggegangen. Und nun werden ihre ehemaligen Klassenkameraden einer nach dem anderen
umgebracht. Ob Estelle die Mörderin
ist? Schnell wird klar, daß sie es nicht ist, aber die Auflösung und die Motive
des Täters sind spannend herausgearbeitet.
Im Schatten des Sommers: Vor
zwanzig Jahren sind die Eltern von Sophia in einen Supermarkt gegangen und nie
wieder aufgetaucht. Jetzt findet die Polizei eine neue Spur. Ein Mann,
Unfallopfer, hat ein Foto dabei: Die Frau darauf ist Sophias Mutter. Und
Kommissar Nicolas Rousseau verhält sich anfangs nicht so, daß Sophia Vertrauen
in die Polizeiarbeit fassen kann. Eine Mischung zwischen Krimi und Romanze mit
Horror-Passagen.
Wenn Sie die beiden Bände mit in den Urlaub nehmen, sind Sie und
vor allem Ihre Frau mit zusammen 1.000 Seiten gut versorgt. Aber Vorsicht bei
der Lektüre am Strand: Nach mehr als 100 Seiten, und die werden es leicht, wenn
man sich erst einmal eingelesen hat, droht ein ordentlicher Sonnenbrand.