Samstag, 11. März 2017

Barjac: Mehr als Anselm Kiefer und Antiquitäten

Barjac ein Städtchen, das Ostern und im August zur Hauptstadt des globalen Antiquitätenhandels wird. Einkäufer aus den Vereinigten Staaten, aus England und selbst Japan fanden hier bis in die achtziger Jahre günstige Ware. Hunderte von Händlern gibt es auch heute noch, nur sind die Schnäppchen-Zeiten längst vorbei.
Der Brunnen vor dem alten Rathaus
Nicht zuletzt hat dafür der erste Messetag, der sogenannte Händlertag gesorgt. Da findet man die guten und preiswerten Dinge ab dem zweiten Tag zwar immer noch, aber zum mindestens doppelten Preis beim Standnachbarn.

Wenn Sie dennoch einmal mittendrin und nicht nur dabei sein wollen, mieten Sie sich zu Ostern bei Catherine L‘Helgoualch ein. Ihre „Domaine de la Sérénité“ liegt am Rathausplatz, also mitten im Messetrubel, ein auffälliges altes Maison de Maître und mit wertvollen Stilmöbeln, Sammlerstücken und Stoffen eingerichtet; kein Wunder, ist die Inhaberin doch selbst Antiquitätenhändlerin.

Mit Anselm Kiefer ist einer der bekanntesten deutschen Nachkriegskünstler hierher gezogen. Seine großformatigen Bilder und Collagen, zu sehen etwa in den Kunstsammlungen der Deutschen Bank, bei Würth in Erstein und Frieder Burda in Baden-Baden, sind heute teilweise noch voluminöseren Installationen gewichen.


Ein großformatiges Blumen-Bild (2,80 x 1,90 Meter) hat Kiefer den Einwohnern von Barjac geschenkt; es hängt in der Mairie und ziert zu Beginn dieses Jahres 2017 mit einem Text von Arthur Rimbaud, den dieser im Oktober 1870 geschrieben hat, die Homepage der Stadt.


C'est un trou de verdure où chante une rivière
Accrochant follement aux herbes des haillons
D'argent ; où le soleil, de la montagne fière,
Luit : c'est un petit val qui mousse de rayons.


Un soldat jeune, bouche ouverte, tête nue,
Et la nuque baignant dans le frais cresson bleu,
Dort ; il est étendu dans l'herbe sous la nue,
Pâle dans son lit vert où la lumière pleut.


Les pieds dans les glaïeuls, il dort. Souriant comme
Sourirait un enfant malade, il fait un somme:
Nature, berce-le chaudement : il a froid.


Les parfums ne font pas frissonner sa narine ;
Il dort dans le soleil, la main sur sa poitrine
Tranquille. Il a deux trous rouges au côté droit.

 

Immer seltener ist er zuletzt in der öffentlichen Wahrnehmung. Warum ausgerechnet Barjac?
„Das Verlassen eines Landes ist eine Art Hygiene. Früher habe ich mich mit der jüngsten deutschen Geschichte beschäftigt. Doch das kann man nicht ständig machen.“
In La Ribaute, einem fünfunddreißig Hektar großen ehemaligen Landgut, denkt er sich seine eigene Welt, und konstruiert seinen Sinn des Lebens.
„Ich halte das Leben aus, in dem ich in einem kleinen Bereich eine Ordnung herstelle“,
sagte er in einem Interview mit Dorothee Müller in der Süddeutschen Zeitung. Doch dann ist ihm Ordnung nicht der richtige Begriff.
„In dem ich in meinen künstlerischen Tätigkeiten einen Zusammenhang herstelle. Sonst würde ich nicht leben.“