Samstag, 8. April 2017

Bambousseraie bei Anduze: Kleines Asien im Midi

Auch roter und schwarzer Bambus in der Bambousseraie bei Anduze
In den Bambusgärten von Prafrance bei Anduze herrscht das Mikroklima wie man es eher aus den subtropischen Gegenden Kleinasiens oder Südamerikas kennt. Bei Filmaufnahmen, wie zum Beispiel für Clouzots „Lohn der Angst“ aus dem Jahr 1952, mußten die Bambuswälder als südamerikanische Kulisse für Yves Montand, der aus Marseille stammt, und Peter Van Eyck herhalten.

Bestimmte Sorten wachsen bis zu 1 Meter pro Tag
Der Name des rund fünfunddreißig Hektar großen ehemaligen Landgutes hat eine zum Leidwesen der Eigentümer heute nicht mehr gültige Bedeutung. Prafrance bedeutete einmal steuerfrei. Eugéne Mazel, ein reicher Gewürzhändler und Botaniker, hatte das Gut Mitte des 19. Jahrhunderts gekauft, um sich sein Asien in Südfrankreich zu verwirklichen. Das gelang in der Anfangsphase auch, doch dann führten die immensen Kosten für Personal und die künstliche Bewässerung zu seinem Ruin.

Seit 1902 ist es nun die Familie Nègre- Crouzet, die die Parkanlagen führt, jährlich weiter ausbaut und ein gewinnbringendes Unternehmen daraus gemacht hat. Nicht nur der Berliner Zoo ist guter Kunde in Prafrance; von hier kommen die Bambusschößlinge für die Pandas in zahlreichen Zoologischen Gärten. Zwei bis vier Stunden sollten Sie für die Besichtigung der Wassergärten, der Koi-Teiche, des Labyrinths und des Teehauses einplanen. Nur niemals an einem Sommersonntag nach zehn Uhr hierher kommen. Es sei denn, Sie wollen die dann mindestens dreißigminütige Wartezeit vor der Kasse mit der Lektüre des ausgesprochen gut übersetzten deutschen Führers verbringen.

Eine verwunschene Wasser- und Urwaldlandschaft
Dem Reiz am Ausgang eine kleine Bambuspflanze im Topf mitzunehmen, sollten Sie widerstehen. Es sei denn, Sie hätten vor, in Ihrem Garten einen jahrelangen Kampf gegen einen späteren Bambusdschungel zu führen. Einen Kampf, den Sie mit Ihrem normalen Gartenwerkzeug zudem ziemlich sicher verlieren. Aber viele Landschaftsgärtner freuen sich über den Auftrag Ihren Garten mit Bagger und Radlader umzupflügen, um die meterlangen Wurzeln zu entfernen.

Sonntag, 2. April 2017

Alès: Der Resistance-Dichter und sein Drucker


In einem der heruntergekommenen Stadtviertel von Alès zeugt ein Museumsbergwerk von besseren Zeiten. Hier, wo schon die Benediktiner im 13. Jahrhundert mit dem Abbau der Kohle begannen, zieht sich ein 650 Meter langer Gang durch den Berg Montaud. Ganz authentisch vermitteln ehemalige Bergwerker Arbeit, Leben und Gefahren unter Tage. Bei nur 14 Grad Temperatur gehört ein Pullover zur Ausrüstung. Hier können Sie auch gut ihre größeren Kinder „abladen“, während Sie dreihundert Meter weiter die Straße runter in eine völlig andere Welt einfahren.

Wirklich sehenswert und das bei freiem Eintritt
Eine sorgfältig renovierte neoklassizistische Villa, eine wahre Schatzkammer für Buch- und Kunstfreunde. Nur soll dieses Haus offensichtlich niemand finden, denn die wenigen Hinweisschilder auf „P.A.B.“ lassen an alles mögliche denken, nur nicht an die Musée-Bibliothèque von Pierre André Benoît. Selbst wenn Sie nicht zur Mine wollen, können Sie aber deren Beschilderung „Mine témoin“ folgen und fahren dann automatisch an der Musée-Bibliothèque vorbei.

Benoît und seine Künstler
 
Für Braque, Miro, Picasso und Arp war Benoît die Anlaufstelle, wenn es um qualitativ hochwertige Drucke ihrer Kunstwerke ging. Und auch vielen Autoren war André Benoît der Ansprechpartner, um mit René Char und Paul Valéry oder André Breton nur die bekanntesten zu nennen. Vor allem die Zusammenarbeit mit René Char hat den Drucker
und Verleger Benoît geprägt. Bis zum Jahr 1954, als sie sich endlich auch persönlich kennen lernten, hatte Benoît bereits eine ganze Reihe der Bücher Chars gedruckt.

Daß später Picasso und Matisse die Bücher René Chars, der als Dichter der Resistance in die Literaturgeschichte eingegangen ist, illustrierten oder Georges Braque die von Benoît verlegten Bücher, war dann schon völlig selbstverständlich. Aus solchen Druckaufträgen und Kooperationen hat Benoît seine Sammlung aufgebaut.