Freitag, 22. April 2022

Fünfhundert Jahre Protestantismus auf 30 Metern Holz

In Saint-Chaptes, irgendwo im Dreieck zwischen Nimes, Uzès und Ales ist Jean-Pierre Thein gestrandet – nach langer Suche hat er im Mas de Luc nun genug Platz für sein Atelier. Und den braucht er auch, wenn man alleine an sein insgesamt 30 Meter langes Basrelief zur Geschichte des Protestantismus denkt. 

Auf den 50 Tafeln sind fast zweihundert Personen zu sehen. Das Holz dafür, Bubinga, stammt aus Westafrika. Sieben Monate hat er daran gearbeitet und die Geschichte der Reformation geschnitzt, natürlich mit einem Schwerpunkt auf den Süden Frankreichs. 

Ausgehend von Luthers Thesen und der Erfindung der Druckkunst durch Johannes Gutenberg, der die rasante Ausbreitung des neuen Glaubens erst möglich gemacht hatte, macht Thein mit uns einen Streifzug vom Edikt von Nantes und dessen Widerruf über die Gefangenen im Tour de Constance in Aigues-Mortes (oben links) bis zu den französischen Exilanten, die vor allem auch in Preußen und der Schweiz ein gastfreundliches Exil fanden. Und natürlich die Dragonaden, die zwangsweise Einquartierung der katholischen Soldaten Ludwigs XIV. in den protestantischen Häusern der Cevennen. Jedes eroberte Dorf erhielt den dann den Namen des Tagesheiligen als zusätzlichen Namensbestandteil. So wurde aus Cazevielle dann Saint-Maurice-de-Cazevielle oder aus Gauzignan dann Saint-Césaire-de-Gauzignan.

Das Relief ist auf einer Wanderausstellung durch den protestantischen Süden Frankreichs zu sehen. Informationen beim Künstler und auf seiner Homepage: www.jeanpierrethein.fr .

Thein arbeitet aber nicht nur als Holzschnitzer, sondern auch als Sklupteur und Maler. Im Bild die etwa 150 Zentimeter hohen Figuren aus der Serie Ängste, die er aus Schwemmholz und Steinen aus den berühmten Weinbergen von Tavel hergestellt hat.



 

Mittwoch, 20. April 2022

Tod eines jungen Razeteurs

Fast zwanzig Jahre konnten die Courses camarguaises ohne tödliche Unfälle abgehalten werden. Jetzt hat es innerhalb kurzer Zeit zwei junge Männer gegeben, die ihren gefährlichen Sport mit dem Leben bezahlten, zuletzt Enzo Robert, der aus unserem Nachbardorf stammte. Er wurde noch vor Ort in Les-Saintes-Maries über einen längeren Zeitraum behandelt, dann nach MArseille geflogen, wo er nachts im Krankenhaus starb.HIER die Bilder von seiner Trauerfeier.


Enzo Robert starb mit 20 Jahren. Bild Cyril Daniel

Für die Stiere ist, selbst bei den kleinen Festen, der Tierarzt da, wie in Saint Chaptes vor zwei Jahren, als der Kampf unterbrochen wurde, als sich der Stier einen kleinen Riß unter dem Auge zuzog. Züchter und Tierarzt sahen sich die Wunde sorgfältig an und konnten dann die Raseteurs und die Zuschauer beruhigen. Raynausie von der Manade Chabalier durfte weitermachen und erwischte kurz darauf einen Raseteur mit seinem rechten Horn am Oberschenkel. Das schien nun weniger wichtig zu sein, unterbrochen wurde nicht und der Verletzte mußte bis zur Pause warten, bis der Tierarzt ihn schnell zum Menschendoktor fuhr. 

An leichtere Verletzungen haben sich Raseteure und Zuschauer gewohnt, das ist beim Fußball nicht anders als bei den Courses. Das umfängliche Regelwerk der Stierspiele dient vor allem dem Schutz der Tiere, so die maximal fünfzehn Minuten, die der Stier in der Arena verbringen darf. Die Raseteurs haben Einsätze von sechsmal 15 Minuten. Der Stier entscheidet, ob er rennt, angreift oder einfach eine Viertelstunde im Schatten verbringt, dies höchstens mit dem Risiko ausgepfiffen zu werden. Die Razeteure sind in der Trophée des AS sind Berufssportler und kennen das Risiko.

Alte und junge Spezialisten kommentieren und bewerten. Für Enzo Robert konnten sie nur noch beten - und das vergeblich.