„1905 hatten die Leute vor seinen Bildern hysterische Lachanfälle bekommen. 1906 verhielten sie sich respektvoll. 1907 waren sie ehrfürchtig.“
Karr |
Aix war immer schon eine Stadt der Gegensätze. Wer sich morgens auf den Spuren von Cézanne bewegt, kann sich mittags quadratisch und praktisch in der Fondation Vasarély umtun. Der Schriftsteller Marcel Pobé stellte dem maßvollen Moralisten Vauvenargues den maßlosen Revolutionsredner Mirabeau gegenüber und dem geistreichen Abbé Bremond die reizreiche Louise Colet.
Colet |
Manch heutiger Autorin hat sie so gezeigt, wie man es macht. Auf dem Entwurf zur Grabinschrift, die Maxime du Camps formulierte, hieß es dann auch sehr ehrlich, aber viele auslassend:
„Hier ruht jene,
die Victor Cousin kompromittierte,
Alfred de Musset lächerlich machte,
Gustave Flaubert verächtlich behandelte und
Alphonse Karr umzubringen versuchte.“
Die Hintergründe des Vierzeilers sind schnell erzählt. Nach einer Liebesbeziehung zum Philosophen Victor Cousin wurde Louise Colet schwanger und der Journalist und Satiriker Alphonse Karr spottete in der Zeitung, dies sei wohl die Folge einer „piqûre de cousin“ - eines Mückenstichs von Cousin.
Die Dame ist natürlich nicht Louise Colet auf Cézannes Bild "Nachmittag in Neapel, aber so ähnlich wird sich das in der Phantasie von Karr abgespielt haben. |