Samstag, 22. Juni 2019

Porquerolles: Barfuß ins leere Museum

Im Garten der Fondation Carmignac. Bild Jaume-Plensa.
Man spaziert durch einen Pinien- und Kiefernwald und steht unvermittelt vor dem aus rohem Eisen gestalteten Tor der Fondation Carmignac, dem 2018 eröffneten Museum für moderne Kunst. Neben der Allee, die auf das  große Gelände führt, wurden zwischen Pinienbäumen schlichte Eisenschließfächer installiert. Hier lässt man Rucksäcke, Taschen und alles andere, um den Ort frei erkunden zu können.
Das Herzstück der Fondation Carmignac ist ein provenzalisches Landhausauf einem Hügel. Nur 50 Besucher jede halbe Stunde werden reingelassen, so dass jeder Besucher die Gelegenheit hat, sich mit "seinem" Kunstwerk auseinanderzusetzen. Barfuß, und eingestimmt mit einem Becher Heilpflanzentee, bewegt man sich durch das Museum, vorbei an Arbeiten von Gerhard Richter, John Baldessari oder Cindy Sherman und Andy Warhol, und weiteren Größen der neueren Kunst wie Andreas Gursky, Keith Haring und Martial Raysse. Aber auch die Madonna mit dem Granatapfel von Boticelli, eine Neuerwerbung, hängt hier im Dialog mit Roy Lichtensteins Pop-Art-Mädchen.

Charles Carmignac. Bild Thomas
Hennocque, Fondation Carmignac
Wer sich mit dem Sammelansatz von Éduard Carmignac, einem Fondsmanager, der hier seine private Sammlung präsentiert, nicht so ganz anfreunden kann, kann sich zumindest von den architektonischen Highlights des Baus beeindrucken lassen, dem Zusammenspiel von Materialien und Lichtführung. Sein Sohn Charles kümmert sich um die Ausstellung und Neuerwerbungen. Von daher wird sicher demnächst auch eine Installation von James Turrell hier zu sehen sein. Alles Engagement geschehe "rein aus Freude an der Entdeckung, Unterstützung und Förderung der Weiterentwicklung von Künstlern".
Nach dem Besuch geht's in eine der versteckten Buchten von Porquerolles.