André Gide (Bild von Bourdil, Tunis 1934) und Klaus Mann (US-Army-Foto Italien 1944) |
Eine Empfehlung bekam Klaus Mann von Curtius noch mit auf den Weg: „Und daß Sie mir nicht auf all den blöden Literatenklatsch hereinfallen, der in Paris über Gide im Umlauf ist! Wenn so eine Kaffeehausgröße daherkommt und Ihnen erzählen will, mein Freund Gide sei ein wahrer Teufel in Menschengestalt, voller Tücken und Laster - dann lachen Sie dem Kerl einfach ins Gesicht!“
Gide war eine imponierende Erscheinung. „Das Gesicht ist ausdrucksvoll und sensitiv, mit einer hohen, edel gebildeten Stirn, schmalen asketischen Lippen und seltsam mongolisch geschnittenen Augen, die unter dunkelbuschigen Brauen aufmerksam, oft beinah listig blicken“, beschreibt ihn Klaus Mann.
Kirche Saint Etienne, links das Geburtshaus von Charles Gide |
In Uzès stößt man an vielen Orten auf den Namen Gide. Das Geburtshaus seines Onkels Charles steht gleich gegenüber der Ende des 20. Jahrhunderts dezent und stilgerecht renovierten Kirche Saint Etienne. Am 28. Juni 1847 wurde Charles Gide geboren; exakt einhundert Jahre später erhielt sein Neffe den Nobelpreis.
Das Haus von Charles Gide ist ein guter Ausgangspunkt, um in die Stadt einzutauchen. Der Der Poet, Schriftsteller und Kunsthistoriker Walter Aue, der ein paar Jahre in einem Dorf nebenan wohnte, beschreibt Uzès als gewachsene Provinzstadt, in der noch, außer am Samstag, die Bewohner den Ton angeben, ein „Ort, um innezuhalten“. Umgeben von einem „literarischen Platanenkreis, der in Herzform das Innerste von Uzès umschließt“. Die Platanen, die der geschleiften Stadtbefestigung folgen, sind im Sommer ein „schattendurchtränktes, grünes Gewölbe, in dem man die Zeit vertrödelt. In Läden einkaufen geht oder einfach die Zeitung liest und seinen Pastis trinkt. Ein Idyll, das nicht trügt. Eine Atmosphäre für Neuankömmlinge, die eine solche Poetologie der Langeweile zu schätzen wissen.“
Der Platanenkreis um Uzès |
Kaum dort angelangt, machte er jedoch kehrt und schrieb sich wieder im Hotel ein. „Eine Depressionskrise“, analysierte er, während der er sich selbst zuwider war. Dann schleiche „ich wie ein kranker Hund die Mauern entlang und suche mich zu verstecken“. Gide beschreibt das Getratsche der Pariser literarischen Kreise um Wilde. „Es ist erstaunlich, wie schwer es den meisten Franzosen fällt, Gefühle, die sie nicht teilen, für aufrichtig zu halten.“