Samstag, 12. November 2016

Les Baux: Troubadour-Herz mit Thymian und Feigen

Ganz eine natürliche Festung: Les Baux-de-Provence                                        Bild Wiki cc
Als Mistral 1854 mit seinen sechs Schriftstellerkollegen die Félibrige gründete, wollten sie Les Baux zu ihrer Hauptstadt machen:
Immer zur Freude der Damen,
nicht immer zu der ihrer
Ehemänner: Troubadoure
„Di Baus farien ma capitado.“ Hauptstadt der Liebeshöfe und der Troubadoure war Les Baux ohnehin.


Von Norditalien bis Spanien, aus dem gesamten Einzugsbereich der Langue d‘Oc kamen die adeligen Dichter hierher, um ihren Damen in hoher Minne, in idealistischer Liebe, zu huldigen. Mistrals Sehnsucht nach dem Frankreich der Langue d‘Oc ging so weit, daß er sich den Pavillon der Reine Jeanne, ein wenig unterhalb von Les
Mistrals Grab in Maillane
Baux, zum Vorbild seines Grabmals nahm, das er in Maillane errichten ließ; sein Grab ist vor dem Eingang zum Friedhof ausgeschildert.


Und auch einer von Mistrals vielen Hunden ist hier in Stein verewigt. Dieser Hund war ein Geschenk von Buffalo Bill, der während einer Europa-Tournee seines Rodeo-Unternehmens sehr erfolgreich in Südfrankreich auftrat und mit Mistral Freundschaft geschlossen hatte. Die beiden sahen sich auch äußerlich ähnlich. Nicht weit von hier, in Saint-Rémy, liegt Mistrals Mitkämpfer Joseph Roumanille begraben, ebenfalls einer der sieben Begründer der Félibrige.

Texte Vidals aus dem 14. Jh.
Bibliothek in Catalunya
Wie innig durfte die platonische Liebe der Sänger sein? Nachdem einer der bekanntesten Troubadoure, Péire Vidal, die Frau des Fürsten Barral de Baux nicht nur artigst besungen, sondern auch innigst geliebt hatte, mußte er nach Italien fliehen.


Vidal, der um 1175 in Toulouse auf die Welt gekommen war, hielt sich auch sonst wenig mit dem Platonischen auf. Als selbst auferlegte Buße nahm er am dritten Kreuzzug teil. Doch bevor es ernstlich gefährlich wurde, verliebte er sich auf Zypern in eine Griechin, die er, oder wohl eher sie ihn, heiratete. Später tauchte er, allerdings wieder allein, am Hofe in Kastilien auf. Von dort fehlen weitere Nachrichten zur Innigkeit.

Wollen wir hoffen, daß er das selige Alter erreichte, das seinem Kollegen Guilhen verwehrt blieb. Der Gattin des Raymond von Seillans machte er derart glaubwürdig den Hof, daß der cholerische Graf ihm die Brust aufschlitzte und seiner Frau des abends das Herz ihres Troubadours mit Thymian und Feigen kredenzte.