Erfolgreich auf deutsch, englisch, spanisch und, natürlich bei Gallimard, auf französisch |
Titelbildentwurf für die spanische Ausgabe. Bild Radiotimes |
Darüber wunderte sich auch der Literatur-Nobelpreisträger Patrick Modiano in einem Vorwort für den der Gallimard Verlag - deutsch bei Hanser - , als dieser fast siebzig Jahre später eine Neuauflage besorgte: „Phantom-Ehemann“. Die Originalausgabe war kurz zuvor in Nizza auf einem Trödelmarkt der Emmaus-Bruderschaft durch den Schriftsteller Michel Francesconi wiederentdeckt worden. Niemand wäre übrigens besser als Modiano für das Vorwort geeignet gewesen. Als er 2014 den Nobelpreis erhielt begründete das die Jury mit dem Satz:
„Für die Kunst des Erinnerns, mit der er die unbegreiflichsten menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt während der Besatzung sichtbar gemacht hat.“
Flucht über Avignon nach Nizza |
Französischer Nansen-Pass. Bild von Anna Viesel aus Trier. |
Dieser Pass nützte Raichenstein nichts. In Frankreich kam er ins Lager Drancy und am 24. Juli 1942 nach Auschwitz, wo er kurz darauf ermordet wurde. Aber kein Wort über ihn von seiner Frau. Die gelegentlich geäußerte Vermutung, sie habe darauf verzichtet, um ihren Mann nicht zu gefährden, ist nicht stichhaltig. Schon als sie anfing, das Buch zu schreiben, war ihr Mann bereits tot und als das Buch 1945 erschien, existierte das nationalsozialistische Deutschland nicht mehr und spätestens da hatte sie sicher längst Nachricht von seinem Tod bekommen.
Pierre Bertaux Bild: Ordre |
„alte Schreckschraube des Maison du Livre“bezeichnete und sich in der Buchhandlung von
„Herrn und Frau Raichenstein, Russen, Galizier oder etwas in der Art wie bei den Totengräbern eines Beerdigungsinstitutes“fühlte. Bertaux war Ende der zwanziger Jahre der erste Franzose, der wieder zum Studium in Berlin zugelassen wurde und wurde später einflußreich als Koordinator für die geheimdienstlichen Aktivitäten der Resistance. Er hatte auch zahlreiche Kontakte zu deutschen Exilschriftstellern.
Ganz im Gegensatz dazu schrieb der Journalist Jules Chancel in seinem 1928 erschienenen Deutschlandbuch “Zehn Jahre danach” von einem anregenden deutsch-französischen Fest in der Buchhandlung und zeichnete “ein kleines, ungemein wohlwollendes Portrait der Buchhändlerin”, wie die Berliner Literaturwissenschaftlerin Maragrete Zimmermann herausfand.
Danke an Imogen und Michael Remmert für den Hinweis auf Françoise Frenkel.