Samstag, 23. Mai 2020

Stevenson: Eine störrische Eselin und fluchende Damen


Stevenson auf einem Gemälde von John Singer Sargent, 1887
Der extrem harten Winter von 1709 ließ in den Cevennen nahezu alle Kastanienbäume erfrieren ließ sich viele Bauern für die schnell wachsenden Maulbeerbäume entscheiden. Als Robert Louis Stevenson seine „Reise mit dem Esel durch die Cevennen“ machte - so der Titel seines Buches -, wanderte er kilometerlang an Maulbeerbäumen vorbei.

Heute haben die Kastanien wieder etwas an Bedeutung gewonnen. Manche der im 17. und 18. Jahrhundert mühsam terrassierten Anbauflächen in Höhen zwischen 400 und 800 Metern werden zu neuem Leben erweckt. Selbst die Schilder, daß das Sammeln bei Strafe verboten sei, werden schon wieder häufiger.

Cevennen im Frühjahr
Einsam sind die Cevennen, ein ideales Wandergebiet, das sich der Schotte Stevenson auch aussuchte, um seinem Liebeskummer zu entfliehen. 1878 begann er seine Wanderung von Monastier nach Saint Jean. Zwei Jahre zuvor hatte der spätere Autor der „Schatzinsel“ und von „Jekyll und Hyde“ Fanny Osbourne kennen gelernt. Zunächst hatte sich Stevenson für deren achtzehnjährige Tochter interessiert, die ihm altersmäßig auch näher stand als die Mutter. Doch wie es so geht...Die verheiratete Amerikanerin war nun auf dem Weg in die Vereinigten Staaten, um sich scheiden zu lassen. So ganz glaubte Stevenson nicht daran, daß sie für ihn zurückkehren würde.

Die schöne Salomé (rechts)
Sein Frauenbild während der 14tägigen Wanderung wird geprägt von der Eselin Modestine und den scheinbar ständig fluchenden Bauers- und Wirtsfrauen.
„Meine Wirtin, die jung und hübsch war, sich wie eine Dame kleidete und das Patois wie eine Schwäche mied, wendete sich an ihr Kind im Sprachgebrauch eines betrunkenen Bauernlümmels.“
Andere könnten trotz ihrer Frömmigkeit fluchen wie Sir Toby Belch, der es darin in Shakespeares „Nacht der Könige“ schon zu einiger Meisterschaft gebracht hatte.

Stevenson hatte sich eine Eselin für die Reise ausgesucht, weil er das Pferd „unter den Tieren für eine Art feine Dame“ hielt,
„kapriziös, scheu, wählerisch beim Fressen und von zarter Gesundheit“.
Nicht bedacht hatte er dabei den starken Willen der Eselinnen oder besser deren Starrsinn. Nur mit Schlägen bekam er das Tier in den ersten Tagen voran, aber
„als würdiger Engländer ging es mir gegen den Strich, meine Hand roh gegen ein Frauenzimmer zu erheben“.
Es ging aber offensichtlich nicht anders.
Alles vom Brotbaum der Cevennen: Mehl, Sirup,
Marmelade, Mehl, Brot
„Das Geräusch meiner eigenen Hiebe machte mich ganz krank. Als ich ihr einmal ins Gesicht sah, hatte sie eine leise Ähnlichkeit mit einer Dame meiner Bekanntschaft, die mich einst mit Güte überschüttet hatte.“
Und das trug noch zur Steigerung seines eh schon schlechten Gewissens bei.

Nach 14 Tagen hatte Stevenson seine Wanderung in Saint Jean du Gard beendet, viele seltsame Menschen kennen gelernt und für ihn das Wichtigste: Fanny kam ein paar Monate später zurück – geschieden.

Die schöne Salomé können Sie, hier der Link, im Hameau Le Luziers, das gehört zu Mialet, überzeugen, daß sie eine Tour mitmachen soll;
sie ist allerdings auch kapriziös und wählerisch.