Samstag, 22. Dezember 2018

Cannes: Selbst Maigret ist alles verboten


Spielen, Surfen, Hunde, auf Stühlen sitzen
und Stöckelschuhe: ALLES VERBOTEN
Klaus Mann hätte seine Freude gehabt an nebenstehendem Bild. Verbote liebte er über alles und berichtete in seinem mit Schwester Erika geschriebenen "Buch von der Riviera" entsprechend spöttisch. Manchmal ruft die Stadt den Eindruck hervor, als bestehe sie vorrangig aus Verbotsschildern. Sogar vor dem wunderschön, gegenüber dem Hafen, und praktisch, gegenüber dem Messegelände, gelegenen Hotel Splendid findet sich ein Schild, daß Boule hier verboten sei. Cannes liegt eben nicht in Südfrankreich, sondern nur an der Côte d'Azur.

Wenn das Boulespiel wegen des lauten Klickens der aneinanderstoßenden Kugeln verboten dann, dann fragt man sich, warum den Engländern während der Gewerbeimmobilienmesse MIPIM, die Tageseintrittskarte kostet mehr als 1.500 Euro, das Trinken in der Bar des Splendid nicht verboten ist. Sie haben die Bar die vor alles tagsüber zu ihrem alkoholischen
Hauptquartier erwählt und - man kann es nicht anders nennen - saufen sich hier schon tagsüber den Messefrust von der Seele. In Fünferreihen, ab 14 Uhr in Zehnerreihen stehen sie bis auf die Straße.

Ähnlich wohl wie sein Kommissar Maigret fühlte sich auch Simenon in Cannes, wo er zwei Jahre in der „Villa Golden Gate“ wohnte. Nach seinem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten war er froh, sich wieder regelmäßig mit Pagnol, Cocteau und vor allem Henry Miller treffen zu können. Simenon war zum Präsidenten der Jury des Filmfestivals berufen worden, auch Miller war Jury-Mitglied und die beiden waren von Anita Ekberg so begeistert, daß sie ihr für „La Dolce Vita“ die „Goldene Palme“ verliehen. Übergeben wurde der Preis, wie es sich gehört, an Federico Fellini; verdient hatte ihn sich die Ekberg.


Anita Ekberg in einer Fotografie aus dem Jahr 1956.                   Bild Wiki cc

Ob nun Simenon wirklich mit achttausend Frauen geschlafen hat, wie er sexprahlend-senil in einem „Sunday- Times“-Interview erzählte oder ob es nur die eintausendzweihundert Prostituierten waren, die eine seiner Frauen ihm zutraute, spielt weniger eine Rolle. Verbraten hat er diese Geschichten natürlich nicht in den sittsamen Maigrets, über die sich das englische Episkopat allenfalls wegen des übermäßigen Alkoholgenusses des Kommissars beschwerte. Unter dem nicht gerade schwer aufzulösenden Pseudonym Georges Sim veröffentlichte Simenon einige seiner softpornographischen Romane, dann aber auch als La Déshabilleuse, Gom Gut oder Plick et Plock. Auf rund 400 Bücher brachte er es insgesamt, darunter gut achtzig Maigrets.
 






 

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