Bouillabaisse-Kochen für meine Dokumentarfilme mit Nicolas Pinchinot und Antoine Chosson |
Bouillabaisse bei Didier am Hafen von Les Goudes. Authentischer kann die Umgebung nicht sein |
Manche Restaurants um den Alten Hafen von Marseille weisen auf die Charta der Bouillabaisse hin; das heißt aber zunächst nicht mehr, als daß diese Charta auch draußen hängt. Oft können Sie reinfallen, wobei man es selbst erst merkt, wenn man den Vergleich hat, es also zu spät ist. Sehr gut ist sie im Restaurant „Miramar“, gleich zu Beginn des Quai du Port.
Ebenfalls sehr gut wird die Bouillabaisse in dem alten Traditionsrestaurant von Maurice Brun geköchelt; es befindet sich ziemlich genau gegenüber des „Miramar“ am Quai de Rive Neuve. Wenn Sie hier einen Tisch reservieren, sollten Sie das für die erste Etage tun, von wo Sie einen schönen Blick über den Hafen hinweg auf das Panier-Viertel haben. Nur die Sünden der ersten Häuserzeile, die nach der Sprengung der alten Gebäude durch die deutsche Wehrmacht dort erstellt wurden, sollten Sie übersehen. Wenigstens das Rathaus und ein paar weitere Gebäude wurden verschont..
Wenn Sie die Bouillabaisse in einer Umgebung suchen, in der sie zuhause ist, dann fahren Sie auf der Corniche immer weiter nach Osten, im Prinzip solange es geht und solange „Les Goudes“ auf den Wegweisern steht. Gönnen Sie sich das Vergnügen nicht direkt vor das Restaurant, die „Grand Bar des Goudes“, zu fahren, denn so etwas wie Parkplätze gibt es dort ohnehin nicht. Stattdessen fahren Sie ein paar hundert Meter bis in die Calanque von Callelongue, wo dann jede Straße aufhört, Sie aber vor der Ansammlung alter Fischerhütten leicht und so sicher parken, wie das in Marseille eben geht. So kommen Sie in den Genuß eines viertelstündigen Spaziergangs direkt an den Klippen entlang.
Wenn Sie aus dem Spaziergang eine Wanderung machen möchten, gehen Sie einfach nach Osten weiter und sind dann, wenn alles glatt geht und Sie genug zu trinken dabei haben, in fünf oder sechs Stunden in Cassis. Die Strecke führt entlang der schönsten Calanques. Vielleicht sehen Sie sich aber die Tour erst einmal vom Wasser an - HIER im VIDEO - und entscheiden dann, ob diese Strapaze das richtige für Sie ist.
Hier wartete die deutsche Wehrmacht auf die Landung der Alliierten im Mittelmeer. Heute teure Ferienhäuser. |
Eine Besonderheit auf dem Weg nach Les Goudes sind die alten deutschen Bunkeranlagen aus dem zweiten Weltkrieg. Erst sollten sie gesprengt werden, was ziemlich mißlang - zu stabil gebaut. Dann kam die Stadt Marseille auf die Idee, sie zu verkaufen und löste einen regelrechten Run aus. Für wenig Geld konnte man in den siebziger Jahren einen Bunker kaufen, fensterlos zwar, aber immerhin mit einer bewohnbaren Grundfläche von 108 Quadratmetern und oft mit direktem Meerzugang oder unverbaubarer Sicht. Aus manchen wurden komfortable Ferienhäuser oder sie wurden, etwa zu einem Restaurant, umfunktioniert. Die Wände speichern die Wärme so gut, daß im Winter nicht geheizt werden muß. Verkauft werden Sie heute nicht mehr, nur vererbt.
Auch Didier Tani, der Patron der „Grand Bar des Goudes“, - jetzt sind wir endlich da - hat sein Restaurant geerbt. Sein Vater hat sein ganzes Leben als Fischer gearbeitet und das Restaurant liegt direkt am Hafen über den Booten. Didier hat festgestellt, daß mit einer ehrlichen und hochqualitativen Bouillabaisse mehr Geld zu verdienen ist, als mit dem mühsamen Fang der Felsenfische für die Bouillon und dem der Edelfische für die Beilage. Ausschließlich mit Fischen, die noch aus dem Mittelmeer kommen und ohne jeden Firlefanz wird die Suppe hier gekocht.
Ursprünglich war es eine Suppe, die sich die Fischer morgens während der Rückkehr in den Hafen schnell selbst kochten und dazu natürlich vor allem die Fische nahmen, die sie erfahrungsgemäß später nicht mehr so gut verkaufen konnten. So wird auch schnell klar, daß die Languste sicher nicht hineingehört. „Das wird trotzdem ab und zu am Alten Hafen gemacht. Man bekommt von dem Geschmack einer Languste nichts mit, aber der Wirt nimmt zehn Euro mehr.“
Jeden Morgen liefern die Kollegen, die mit ihren Booten gegen zwei Uhr morgens rausfahren, ihren Fang bei Didier Tani ab. Das können ruhig ordentliche Mengen sein, denn bis zu einhundertmal kommt das Fischgericht täglich aus der Küche.
Erinnerungen an Didier Tani's Vater Bilder: Tani |
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Viel mehr zu Marselle, seine gefährlichen wie den kulinarischen Seiten in meinem Buch "Durch den Süden Frankreichs" (700 Seiten, über 1.000 Bilder), das ich gerne signiert und portofrei zusende. Mail an manfred.hammes@web.de
So bewertet die FAZ: Eine „profunde Kulturgeschichte, glänzend formuliert, prachtvoll bebildert und vom Verlag wunderschön ausgestattet…die vielleicht fundierteste Darstellung zu diesem Thema, ganz gewiss ist es die am besten geschriebene“.
Professor Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhauses, lobt im MDR die „hochinteressante Mischung aus Literatur, Kunst und Kulinarik“, und Martin-Maria Schwarz im HR „eine akribische Neuerkundung“. Zusammenfassend die Badische Zeitung: „Ein reiseliterarisches Meisterwerk“ und der NDR: „Ein ganz außergewöhnliches Buch!“