Sonntag, 10. September 2017

Saint-Césaire-de-Gauzignan: Die Domaine des Luces und einige Parallelen zum Château d’Yquem

Wenn ein Winzer die Holzfässer des Château d’Yquem kauft und seine Weine – und gerade auch die Roten, die es bei Yquem ja garnicht gibt – darin lagert, dann spricht das für seinen Ehrgeiz oder es ist nur ein Marketing-Gag. Michael Bourrassol und seine Frau Séverine (Facebook: https://www.facebook.com/severinebourrassol/) haben mit Marketing bisher sehr wenig am Hut, sind also ehrgeizig und haben das schon im ersten Jahr des Bestehens der Domaine des Luces mit hervorragenden Weinen untermauert.

Yquem ist eine französische Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 224.640 Euro. Wohl etwas mehr, vermute ich,  haben Michael und Sévrine in die Domaine investiert.Einen ziemlichen
Unterschied gibt es noch bei den Verkaufspreisen: 7 Euro kostet der derzeit teuerste Wein der Domaine des Luces, über 100.000 Euro wurden kürzlich für einen Yquem des Jahres 1787 gezahlt – für die Flasche, nur damit keine Zweifel aufkommen. Dafür hätte der amerikanische Käufer über 14.000 Flaschen bei Michael Bourrassol bekommen und damit ein Mehrfaches von dessen Produktion des ersten Jahres aufkaufen können.

Ganz billige Yquem hat übrigens Lidl vor einigen Jahren angeboten: Den 2011er für 349 Euro und den 1998er als halbe Flasche für 99 Euro. So preiswert ginge das heute nicht mehr.
Mich würde einmal interessieren, welche Ratschläge Sandrine Garbay, die Kellermeisterin von Yquem, die ihren Abschluß am renommierten Institut d’Oenologie de Bordeaux gemacht hat und ‚nebenbei‘ promovierte Biologin ist, den Beiden in Saint-Césaire geben würde. Eingeladen haben sie sie noch nicht.

Vielleicht würde sie auch sagen, daß es da garnicht mehr soviel zu verbessern gibt. Das wäre nicht nur für Michael Bourrassol ein Kompliment, sondern auch für seinen Oenologen Nicolas Berger, der auch die renommierte Domaine Saint-Firmin in Uzès berät. Immer am Donnerstag und Sonntag
fährt er die halbe Stunde raus nach Saint-Césaire. Derzeit ist man dabei die Produktion auf Bio umzustellen. Herbizide werden nicht mehr eingesetzt, statt dessen Rasen- und Mohnblumensamen ausgesät. Die Einzelheiten, auch zur Bodenbearbeitung, erzählt Ihnen Michael gerne.
Die Bourrassols haben ihren ersten Weine schöne Namen gegeben, deren Geschichten dazu man gut behält. Storytelling nennen das dann die Marketingstrategen, eine Kunst, die übrigens auch die Gestalter der Homepage von Iquem perfekt beherrschen; sie nennen das Anekdoten, in denen man etwa erfährt wie der japanische Kaiser plötzlich seine Vorliebe für die Süßweine aus Sauternes entdeckte. Wesentlich bodenständiger und familiärer geht das in Saint-Césaire zu. Daß die „Caprice de Lilou“ die Späße und Launen der kleinen Tochter Lilou wiedergeben, darauf hätte man noch kommen können. Nicht aber auf die Auflösung der „Balade d‘ amoureux“. Diese verliebten Spaziergänge machen die Eltern  der Winzer noch immer mindestens an fast jedem Wochenende. Nur hinter die Geschichte der
„Influence“, meines Lieblingsweines bin ich nicht gekommen. Wer hat hier wen beeinflußt?  Oder ist es der gute Einfluß, den die vier Rebsorten der Cuvée aufeinander haben? Syrah, Grenche, Petit verdot und Carignan sind perfekt aufeinander abgestimmt. Bei Lilou sind es übrigens Viognier und Roussane, eine Rebsorte, die vor allem im Rhônetal angebaut wird; deren Säure gibt dem eher pfirsischfruchtigen Viognier den richtigen Pfiff.

Für eine Weinprobe rufen Sie einfach an : 0033 611 39 44 84. Gegenüber der stillgelegten Kooperative geht’s die schmale Straße runter bis zum Ende und dann auf dem unbefestigten Weg noch ein paar Meter bis zum Weinkeller. Und am besten nehmen Sie auch gleich ein paar Kisten Wein mit, solange die Preise noch nicht auf Yquem-Niveau sind.




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