Samstag, 26. Januar 2019

Der Bauunternehmer als erster Austernzüchter

 
Muschelverkauf um 1900
Seit Urzeiten bot der Etang de Thau Fischern und Muschelsuchern ein gutes Revier - hier im VIDEO. Dann wurde Wein angebaut, was die Küfer anzog. Später kamen die Zucht der Muscheln dazu und erst ab 1925 die Austern. Einem Bauunternehmer, Antoine Louis Tudesq, war der neue Reichtum für Viele zu verdanken. Entsprechend angesehen waren auch die Austernzüchter, dann kamen die Winzer und Küfer, dann die „Kaste“ der Muschelzüchter und ganz am Ende die Fischer. Sogar Hochzeiten zwischen diesen unterschiedlichen Berufen waren kaum einmal gesehen. Es war ein Verstoß gegen die Ehre, wenn ein Winzer seine Tochter mit einem „Esclot“ oder „Sabot“, wie die Fischer wegen ihrer unförmigen Holzschuhe genannt wurde, verheiratete. 

Tudesq war in Bouzigues, direkt am Etang de Thau aufgewachsen. Mehr als Hobby und schon als erfolgreicher Unternehmer erwarb er die Muschelzucht der Witwe Lafite und experimentierte mit pyramidenförmigen Stützen aus Beton, an denen er die Austern befestigte. Das klappte grundsätzlich sehr gut, allerdings hatten
Eine der frühen Pyramiden
diese auf den Grund versenkten Pyramiden den Nachteil, daß sie sich schnell zu begehrten Futterstellen für Seeigel und Seesterne entwickelten. So kam Tudesq schon im zweiten Jahr auf die Schnüre, die er an Gerüsten aufhing. Und das war der Beginn eines bis heute andauernden Erfolges. Viele konnten daran partizipieren, denn die Gemeinde vergibt bis heute immer wieder neue Lizenzen. Je nach Größe der Zucht kostet das zwischen zehn- und fünfzigtausend Euro für den Zeitraum von fünf Jahren. Nur die Schüler der See-Hochschule von Sète haben ihre eigene kostenlose Zucht.

Oben: Die ersten Hütten der Züchter auf dem See waren noch bewohnt.
Unten: Befestigungsarten für Austern. Die Fotos wurden im Musée de l'Etang de Thau gemacht.

Ein Besuch des Musée de l'Etang de Thau lohnt sich nicht nur wegen des ausgesprochen freundlichen Empfangs. Die Erläuterungen, und das ist die große Ausnahme in einem kleineren französischen
Museum, gibt es auch in deutscher Sprache.
 
Sehenswert auch für Kinder
 
Der See ist ein ziemlich fragiles Ökosystem, dessen Wasserqualität jeden Donnerstag und Montag überprüft wird; die staatlichen Prüfer nehmen dann auch Austernproben von verschiedenen Züchtern. Wenn der Verkauf, was bisher erst einmal vorgekommen ist, gestoppt wird, bedeutet dies einen Verdienstausfall für eine ganze Austerngeneration, also für zwei Jahre. Und dann gehen zwei Weihnachtsgeschäfte verloren, also jeweils der 25. und der 31. Dezember, an denen jeder halbswegs französische Franzose sein Dutzend Austern auf dem Tisch hat. Um das zu gewährleisten setzt sich Mitte September eine ausgeklügelte Organisation in Gang, eine frühe Ernte, bei der Austern von den Schnüren entfernt und bereits gesäubert werden, dann aber wieder bis zum 17. Dezember in grobmaschigen Eisensäcken im Etang versenkt werden. So kann dann innerhalb weniger Tage rund ein Viertel des Jahresumsatzes generiert werden.

Wer per VIDEO in 25 Minuten etwas mehr Informationen von Florent Tarbouriech, einem erfolgreichen Austernzüchter haben möchte, folgt einfach dem Link auf den Film von Ici7.

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