Typisch Châteauneuf-du-Pape: Mehr Kiesel als Erde im Weinberg. Und der Mont Ventoux wacht im Hintergrund. |
Fakt ist, das die Grenache-Trauben die ansteigenden Temperaturen nicht gut vertragen. Der Reifeprozess der Trauben und die Zuckerbildung verhalten sich gegenläufig, was dazu führt, daß die Weine nicht mehr so ausrechenbar sind und an Qualität verlieren können. Letzter Ausweg: Die Grenache-Weinberge werden in Neuanpflanzungen durch Reben ersetzt, die bewiesen haben, daß sie das nordafrikanische Klima vertragen, etwa Viognier oder Alicante-Bouchet, eine Grenache-Kreuzung.
Erste Lese nach drei Jahren: Meist in Handarbeit und diesmal mit Laurent Cogoluègnes und Klaus Studer |
Der Weg zum Überblick über Châteauneuf Bild Château des Fines Roches |
Oder Sie lassen sich von Äußerlichkeiten beeindrucken, wie der zypressenbestandenen Auffahrt zum Château des Fines Roches, einem Vier-Sterne-Hotel, oder lassen sich himmlisch inspirieren. Dann könnten Sie engelsgleich in der Domaine de Côte de l’Ange landen und dort, eine der wenigen Ausnahmen in Châteauneuf, sich das mitgebrachte Vrac füllen lassen. Fast überall sonst legt man Wert auf die ungleich höheren Flaschenpreise; mit
Die Familie Reynaud in vierter Generation. Sie bauen auch die Weine der Châteaux des Tours und de Fonsalette aus. |
Das Marketing in Châteauneuf ist perfektioniert, nur den Mistral hat man nicht immer im Griff; der ist aber wichtige Voraussetzung für einen guten Jahrgang. Der Nordwind trocknet die Blätter und Trauben, verhindert so die Fäulnis und bläst sogar die Schädlinge in die Rhone.
Aber all diese Überlegungen brauchen uns gar nicht zu belasten und der Qual der Wahl dürfen Sie sich mit dem folgenden (literarischen) Vorschlag entziehen: Wir fahren zur Domaine Mathieu (0033 490 837209), die etwas außerhalb des Ortes an der Straße nach Courthézon liegt. Dort wird aus uralten Weinstöcken, sie wurden 1890 und 1892 gepflanzt, die „Cuvée du Marquis“ produziert. Namensgeber ist der Freund des Literaturnobelpreisträgers Frédéric Mistral und Mitbegründer der Félibrige Anselme Mathieu, einer der Vorfahren der heutigen Eigentümer.
Der Vin di Felibre für knapp 40 Euro. Bild Domaine |
André und Jérôme Mathieu werden Ihnen empfehlen diesen Wein mindestens zehn Jahre im Keller liegen zu lassen, bevor Sie ihn dann, mindestens vier Stunden vorher entkorkt, bei 16° trinken.
Eine weitere Empfehlung ist die Domaine „Le Pégau“, die ausnahmsweise mal nicht nach ihrem Besitzer benannt, sondern nach einem getöpferten kleinen Weinkrug, wie er im 14. Jahrhundert auf den Tischen der Päpste und ihres Hofstaates stand. Innerhalb von rund 30 Jahren, gegründet wurde sie von Laurence Féraud, hat sich die Domaine einen Namen erarbeitet, der überall widerklingt: Im Wall Street Journal wird der „Pink Pegau“ für ein „easy summer
Parkers glorreiche Magnum |
2012 kam mit dem Kauf eines ehemaligen, über 40 Hektar großen Familiengutes nahe Châteauneuf, in Sorgues, das „Château Pégau“ dazu, wie diese alte Post- und Treidelstation von Paul und Laurence Féraud getauft wurde, in der die Pferde gewechselt wurden, die die Rhôneschiffe nach Norden zogen.
Die Kopie sei das schönste Kompliment, heißt es gelegentlich resignierend, wenn man sich gegen ein solches „selbstgeschriebenes Armutszeugnis“ - wie die „Fliegenden Blätter“ schon 1902 das Plagiat bezeichneten - nicht zur Wehr setzen kann. Auch die Weine von Pegau werden inzwischen gefälscht, unverfroren und dumm zudem, weil sich unter dem gerade geschnittenen Etikett noch der Zusatz „Merlot“ befindet, Hinweis auf genau eine der Rebsorten, die in der Appelation von Châteauneuf gerade nicht enthalten sind. Das Original von Pegau hat einen Büttenrand, nicht den faserig ausgedünnten des
echten Büttenpapiers, sondern eher den gezackten von Fotos der 1950er und 1960er Jahre. In der Flasche, den man zum Beispiel in Mexiko kaufen kann, wie ein Kunde der Domaine feststellte, ein niederklassiger Wein zu einem allerdings nicht niederen Preis.
Ob Domaine oder Château: Hier kauft man keinen Wein, dieser Wein ist eine Kapitalanlage, obwohl der „Wall-Street-Rosé“ nicht einmal 10 Euro kostet. Nicht nur wegen der offensiven, aber vom Markt akzeptierten Preisgestaltung, sondern vor allem, weil man sich gegen japanische, chinesische und amerikanische Käufer durchsetzen muß. Wie oft hat schon der Blick auf die Homepage ergeben, daß manche Weine derzeit gerade mal wieder verfügbar sind.
Mal wieder nicht zu haben: Weder für Chinesen, noch Amerikaner noch Franzosen |
Zum empfehlen ist den Eigentümern die Anpassung der
unprofessionellen Homepage an die Qualität der Weine. Von der unglücklich gestalteten
Eintrittsseite, die vor allem B&B vermarktet, über Telefonnummern, die man
nicht kopieren kann (sonst hätte ich sie hier eingefügt), bis hin zur Unübersichtlichkeit der Presseseite. Aber wenn
sowieso immer alles ausverkauft ist…
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Ich freue mich auf Ihre Anregungen. mh