Eine kleine Empfehlung für zartbesaitete Gemüter vorab: Lesen Sie dieses Buch nicht an einem sonnigen Sonntagvormittag vor dem Mittagessen. Sonst könnten Sie in die Gefahr geraten im Essen nach abgeschnittenen Fingern und Igelstacheln zu suchen.
Sonst aber: Ein lesenswerter Provence-Krimi von jemandem, dem man anmerkt, das er schon oft durch die Lavendelfelder gestreift ist. Da wird Band 3 der Geschichten um den Dorfpolizisten Pascal Chevrier nicht lange auf sich warten lassen. Im ersten Band hatte der sich aus Paris in den Luberon versetzen lassen, natürlich in der Hoffnung hier abends mit einem beschlagenen Glas Rosé auf dem platanenbestandenen Dorfplatz zu sitzen und über Gewaltverbrechen allenfalls noch in der Zeitung zu lesen. Weit gefehlt.
Eine Bruderschaft von Köchen und Kochbuchfanatikern, militante Tierschützer und herzlose Gourmets mit ethisch nicht vertretbaren Geschmäckern lassen Chevrier zunächst ganz schön im kriminalistischen Nebel stochern, der sich natürlich lichtet. Und, da wird man kein großer Wahrsager sein müssen, im nächsten Band wird Pascal endlich auch sein hübsche Kollegin Audrey von der Police Nationale nach einer Bouillabaisse verführen; deren letzte große Liebe war eine Frau.
Fast bin ich etwas zusammengezuckt, als der Oberbösewicht sich als Bibliothekar mit engen Verbindungen zu meiner Lieblingsbuchhandlung
Le Bleuet im kleinen Örtchen Banon herausstellt. Doch zum Glück hat Heineke darauf hingewiesen, daß dieser Bezug frei erfunden ist. Joël Gattefossé hat sie so um 1990 in einem schmalen und scheinbar sehr kleinen Haus am Place Saint-Just gegründet ; heute ist sie mit über 100.000 lieferbaren Titeln die größte französische Buchhandlung im ländlichen Raum. Selbst mehrfache Eigentümerwechsel haben ihr kaum etwas ausmachen können, was man an der Remissionsquote von rund 3 Prozent ablesen kann
Da es sich bei einer Rezension gehört, nicht nur einfach begeistert zu sein, sondern auch etwas herumzukritteln, sei der Hinweis erlaubt, daß „Die Pest“ von Albert Camus nichts mit der großen provenzalischen Pest vom Beginn des 18. Jahrhunderts zu tun hatte, sondern sich auf die Ereignisse im nordafrikanischen Oran in den 1940er Jahren bezog. Und wenn der Verlag für Band 2 von Heinecke und Chevrier im Titelbild den Reihencharakter betont hätte, wäre das sicher auch nicht schlecht gewesen.
Aber: Wer die Titel von Heinecke bisher nicht kennt, kauft sich am besten gleich beide. Mehr über und vom Autor HIER und mehr über die Buchhandlung HIER .
Andreas Heineke, Versuchung à la Provence, Emons Verlag, 2019, 286 Seiten, 11,90 €uro
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