Samstag, 7. März 2020

Aubagne: Auf den Spuren von Marcel Pagnol

Die Wasser der Hügel: Ugolin und Papet                                     Bild rbb-online
Fangen wir mal sehr persönlich an: Mit meinem Lieblingszitat von Marcel Pagnol. In seinem Buch „Die Wasser der Hügel“ hat das der kluge Papet seinem Neffen Ugolin das Leben einmal so erklärt:

„Es gibt drei Arten sich zu ruinieren: Die Weiber, das Spiel und die Landwirtschaft.“
 
Marcel Pagnol   Bild cc wiki 
Das möge jetzt jeder für sich bewerten.

Nur zufällig, weil der Vater dort als Lehrer tätig war, ist Pagnol in Aubagne, nordöstlich von Marseille zur Welt gekommen und nicht, wie alle seine Geschwister, in Marseille selbst. Für Klaus und Erika Mann, als sie Anfang der 30er durch Südfrankreich reisten und ihr oberflächliches „Büchelchen von der Riviera“ schrieben, sind die damals neuen und bis da nur in französischer Sprache erschienenen Stücke Pagnols noch kein Begriff. So ist für sie Aubagne nur „ein Vorort, in dem es nichts zu sehen gibt.“


Heute hat Aubagne sich vielseitig auf Pagnol eingestellt, hat sein Geburtshaus zugänglich gemacht, in einer Santon-Sammlung „Die kleine Welt des Marcel Pagnol“ Szenen aus seinem Leben und den Filmen nachgestellt und einen Wanderweg auf seinen Spuren eingerichtet. Es lohnt sich, das sorgsam restaurierte Geburtshaus zu besuchen. Die Pagnol-Spezialisten dort informieren Sie kenntnisreich und engagiert.

Beginnen Sie mit dem Film über Pagnol; der verschafft eine gute Basis für den anschließenden Rundgang, der die Familiengeschichte der Pagnols und Marcels filmische Arbeit in den Mittelpunkt stellt. Die Räume sind liebevoll, bis hin zur scheinbar gerade abgelegten Brille, ausgestattet, allerdings nicht immer ganz authentisch, was
Die (nachgebaute) Küche in der Bastide Neuve
die Einrichtung des Geburtshauses betrifft. So stammt die Küche beispielsweise aus der Bastide Neuve, dem immer wieder gemieteten Ferienhaus der Pagnols in den Bergen hinter der Stadt.

Das Maison de Tourisme bietet in den Sommermonaten einen „Circuit Pagnol spécial été“ an, der in knapp vier Stunden „ganz Pagnol“ zusammenfaßt. Das schließt auch den Besuch der Quelle von Manon ein, die „Tabac-Alimentation“ von Schpountz in Eoures und die „Bar zu den Vier Jahreszeiten“. Größere Strecken legt man im klimatisierten Bus zurück.

Nicht nur deshalb bietet sich diese Führung an, sondern vor allem auch, weil sie so an die in den Sommermonaten wegen der Waldbrandgefahr öffentlich nicht zugänglichen Plätze gelangen. Ab Mitte September, und selbst dann nur an den Tagen ohne Mistral, können Sie sich aber auch selbst auf eine Suche machen, die Sie nach Stunden und vielen vergeblichen Wegen die Werbebotschaft der Dumont-Reiseführer bestätigen läßt: Man sieht nur, was man weiß. Falls Sie sich verirren, HIER das VIDEO dazu.

Oder, wie der Berliner Flaneur Franz Hessel das schon siebzig Jahre vorher formulierte:
„Nur was uns anschaut, sehen wir.“
Mit dem teilweise sehr ungenauen Faltblatt aus dem Office de Tourisme, werden Sie beim ersten Anlauf die Grotte von Manon ebenso übersehen wie die von Grosibou, die Hundequelle, den Brombeerbrunnen und das Schloß von Buzine kurz hinter dem Industriegebiet.

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