Heute gehört es natürlich dazu zum Weinverkauf: Das Storytelling. Selten sind allerdings immer noch Geschichten, in denen ein Buch oder ein Schriftsteller eine Rolle spielen. So gibt es seit längerem eine Cuvée Racine als Rosé von der Kooperative in Bourdic oder den nach Anselme Mathieu benannten Roten aus Châteauneuf und seit Beginn des 21. Jahrhunderts auch einen Wein von der Domaine Gayda aus Brugairolles.
Hier gibt es den Chemin de Moscou, an dessen Ende einst der berühmte Moskauer Baum gestanden hat, der sich genau in nordöstlicher Richtung über dem Horizont abzeichnete. An ihm haben sich die Postflieger, unter ihnen Antoine de Saint-Exupéry, orientiert, wenn sie, aus Nordafrika kommend, kurz darauf in Carcassonne landen wollten.
Wer von hier immer geradeaus fliegt, landet in Moskau, sagten die Piloten. Im Dorf wird allerdings erzählt, es sei ein Russe gewesen, der den Baum gepflanzt habe. Bis zur Französischen Revolution hätten hier die Gerichtstage und Gemeindeversammlungen stattgefunden. Wie dem auch sei, eine schöne Geschichte, bei der offensichtlich niemand so genau, was dahintersteckt. Weniger poetisch ist es einfach der alte Flurname, der sich auch heute noch im Grundbuch findet.
Nachdem zwei Engländer die Domaine gekauft hatten, Anthony Record und Tim Ford, der sie managt, holten sie im Jahr 2004 Vincent Chansault als Kellermeister dazu. Eine offensichtlich sehr gute Entscheidung, wenn man die Entwicklung der Weine betrachtet. Der rote Spitzenwein hat natürlich den Namen „Chemin de Moscou“ erhalten.
Aus den Rebsorten Syrah, Grenache und Cinsault gewonnen, wird er über 21 Monate im Barrique ausgebaut. Der Syrah stammt unter anderem aus Parzellen in Latour de France, St. Martin de Fenouillet und Brugairolles. Der Grenache aus Tautavel und La Liviniere, der Cinsault aus La Livniere.
Die Beschreibung des deutschen Importeurs ist mir etwas zu ausufernd. „Aromen von Brombeeren, Kirschen, Pflaumen, Himbeeren, Rauchfleisch, Kakao, Mokka, Bleistift, Zimt, Kardamom, Lebkuchen, Nelken, Pfeffer, Rosmarin, Marzipan, Veilchen und Lavendel“, heißt es da. Bleistift? Bei einer Weinprobe können Sie also sagen, was Sie wollen; es ist immer irgendwie richtig oder auch nicht oder wie oder was.
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