Sonntag, 30. Mai 2021

Unbedingt lesen! Rademacher's "Schweigendes Les Baux"

Roman um das Bild einer jungen Frau
Allmählich fühle ich mich, dank Cay Rademacher, richtig zuhause rund um den Étang de Berre, in Miramas-le-Vieux und Salon-de-Provence und der Ölmühle von Capitaine Roger Blanc, der ohne seine Fabienne und deren Computer- und Handy-Kenntnisse völlig aufgeschmissen wäre. Der aber auch aufgeschmissen wäre ohne die Rechtsmedizinerin Fontaine, mit der er verbotene Dinge tut, ohne die Untersuchungsrichterin Avelin, der Blanc immer noch etwas nachtrauert, aber nur solange bis er die Koch- und sonstigen Künste seiner Nachbarin Paulette entdeckt. Und dann ist da ja auch noch die Galeristin Valéria Chevilliet, der aber möglichst niemand zu nahekommen sollte. Ein verzwickter Fall, den Kommissar Blanc diesmal zu lösen hat - nicht nur der vielen Frauen wegen.

Cay Rademacher - c buechermenschen.de
Cay Rademacher legt (wieder) einen Kriminalroman vor, der einen nicht loslässt: Viel Spannung und viel südfranzösisches Flair verwoben in eine komplexe Handlung, in der sich auch die Kriminalisten immer wieder verirren. Ein Mann wird ermordet, ein Kunstdetektiv, der zwar auf der Suche nach einem an sich ziemlich unbedeutenden Bild ist, den es tatsächlich aber aus ganz anderen Gründen in die Provence gezogen hat. Eine Woche später irrt die Polizei noch immer ziemlich ahnungslos durch die Gegend. Chefermittler Blanc weiß nicht einmal zu sagen, ob er mit seinen Ermittlungen überhaupt vorangekommen ist. Auf Seite 204 ist Blanc soweit, dass er sich „hoffnungslos in einem Netz aus alten Verbrechen, seltsamen Zufällen und dunklen Familiengeheimnissen“ verstrickt hat. Gut zweihundert Seiten ist natürlich alles aufgeklärt und es bleibt Zeit für Paulette. Bis dahin müssen aber noch viele Züge auf einem komplizierten Spielfeld gemacht werden und nur langsam gelingt es Blanc, die ein oder andere Figur aus dem Spiel zu nehmen.

Rademacher baut auch Persönliches in die Geschichte ein, sein Interesse etwa an den Bildern der früh gestorbenen Malerin Adry Novoli - tatsächlich einer ehemaligen Nachbarin. Einige Bilder der Autodidaktin hat er bereits erworben und gesteht in seinem Blog: Am liebsten würde ich sie alle kaufen. https://provencebriefe.blogspot.com/2018/03/mankann-nicht-sagen-dass-sich-in-der.html Ein abgeschlossener Roman wäre doch immer wieder ein guter Zeitpunkt für eine neues Bild – oder? Dann könnte sich Rademacher jetzt das achte Bild gönnen, die er aber vielleicht auch schon längst hat. Im Internet kann man die Bilder übrigens ausgesprochen preiswert erwerben; meist kosten sie da - oder auch bei den Hôtels des Ventes - nur zwischen 80 und 350 Euro. 

Signatur meist auch auf der Rückseite

Adry Novoli's Atelier, das heute von ihrem Mann Henri betreut wird, sieht aus, als habe sie nur mal eben ihren farbverklecksten Maltisch verlassen und sei hinunter in den Garten gegangen. Ganz genau wie Werner Lichtner-Aix in seinem Musée-Atelier in Sérignan-du-Comtat; siehe auch: http://lustaufprovence.blogspot.com/2018/11/werner-lichtner-aix-auf-der-suche-nach.html Nur wäre der nicht in den Garten gegangen, sondern in die Bar.

Les Baux und die Carrières de Lumières mit ihren beeindruckenden Motiven - von denen sicher eines statt der

 

beliebigen Mandelbäume auf den Titel gehört hätte - bilden die provenzalische Kulisse für diesen Roman. Insbesondere die „Steinbrüche des Lichts“, die man wegen der beeindruckenden Gemälde-Installationen unbedingt besuchen sollte. Multimedial werden die Meisterwerke von Cézannes, Klimt oder van Gogh auf die 14 m hohen Wände und Säulen,  aber auch den Boden des Steinbruchs projiziert und mit Musikuntermalung zum Leben erweckt. Und, um zurück zur Überschrift zu kommen: Unbedingt lesen! Und für 16 € naürlich in der Buchhandlung kaufen.

 

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