RotGelbGrün: Die aktuelle deutsche Tomatensuppe |
An sich war ich ziemlich skeptisch, als ich mir das Buch von Melissa Clark bestellte, also scheinbar einer Engländerin oder Amerikanerin, die über die französische Küche schreibt, aber dann doch irgendwie englisch als „Dinner auf Französisch“ oder „Dinner in French“, wie das Original heißt. Und das Ganze „optimiert und praktisch, und angereichert mit einer Dosis Brooklyn-Energie als Frischekick für die butterreiche Haute Cuisine“. Oh je.
Also, wenigstens ist sie Amerikanerin und nicht britisch, von denen schon Landsmann Peter Mayle wußte, daß sie ihre Tiere zweimal töten, einmal beim Schlachten und dann bei dem, was sie „Kochen“ nennen. Und immerhin hat sich Clark über gastronomische Dinge schon früh Gedanken gemacht. Ihre Abschlußarbeit am College schrieb sie über die Bedeutung des Essens in Cervantes‘ Don Quichotte. Und danach gab es die jährlichen Reisen mit den Eltern durch den Süden Frankreichs: „Erst irrten wir herum und dann gab es Mittagessen“ beschrieb sie als Kind diese Urlaube, die sie aber doch erheblich beeinflußten. Und heute: „Wenn wir nicht am Herd stehen, planen wir die nächste Mahlzeit“, erzählt sie von sich und ihrem Mann, der ebenfalls Kochbücher schreibt, zum Beispiel speziell für Kinder, die gemeinsam kochen möchten.
Was ist eine Dosis Brooklyn-Energie. Ich habe dann meine persönliche Sterne-Köchin gefragt, aber die wußte auch nicht, ob und wo man das kaufen kann und sagte nur: „Butter weglassen ist keine Lösung.“Als sie mir dann das Buch wegnahm und nach dem ersten Durchblättern („gar nicht schlecht die Bilder“) damit begann Lesezeichen bei den Rezepten einzulegen einzulegen, war meine Skepsis schon fast verflogen.
Spargeltarte mit Ziegenkäse und, wer's mag, Estragon |
Einige Gerichte sind interessant abgewandelt, wie der Brie im Filoteig mit scharfem Honig und Anchovis, sonst die klassische Version der Pizza, wie sie im Étienne in Marseille jahrelang als fast einziges Gericht auf der Karte stand. Die klassische Fischsuppe mit Croutons und Rouille verwandelt sich bei Clark in eine wegen der wenigen Fischanteile preiswerte Bouillabaisse mit Miesmuscheln. Wenn’s dann abschließend die Champagnersuppe mit Fleur-de-Sel-Baisers und Minze gibt, ist das doch ordentliches und wenig aufwändiges Menue für einen Dienstag-Mittag. Zahlreiche andere Gerichte wecken ebenfalls die Lust am Nachkochen.
Die ausdrucksstarken Bilder von Laura Edwards sind immer dann besonders gut, wenn es keine reinen Food-Fotos sind. Mein Lieblingsbild finden Sie in diesem Beitrag und im Buch auf Seite 341 und damit auf der letzten Seite.
Warum der Verlag schreibt, das Buch habe 376 Seiten hat sich mir nicht ganz erschlossen. An sich ist es so gut, daß ich mir weitere 35 Seiten gerne angesehen hätte. Das Buch erscheint im Oktober 2021 im Narayana-Verlag, den Sie vielleicht kennen, wenn Sie Heilpraktiker sind oder homöopatisch angehaucht, und kostet 30 Euro.
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