Samstag, 12. August 2017

Prix Goncourt und Nobelpreis: Selten für Südfranzosen

Als Autoren sind sie kaum im Gedächtnis geblieben, aber den Namen Goncourt kennt nicht nur in Frankreich jeder Literaturinteressierte. Es ist der wichtigste literarische Preis, der im Hexagone seit nun mehr als einhundert Jahren verliehen wird. Mit einem symbolischen Scheck über zehn Euro geringst dotiert, aber gleichzeitig die Garantie für künftige Verkaufserfolge.

Edmond und Jules Goncourt fotografiert von Félix Nadar. Bild Wiki cc
Die Preisträger ergeben sich scheinbar beiläufig. Denn die zehn Mitglieder der Akademie treffen ihre Entscheidung während eines Abendessens im Restaurant Drouant, nicht weit von der Pariser Oper. Tradition wird dabei groß geschrieben: Immer der gleiche runde Tisch im ersten Stock und immer das Silberbesteck mit den Namensgravuren der Mitglieder. Edmond de Goncourt hatte die Gründung der Gesellschaft testamentarisch verfügt. Da das gegen den Willen der Erben geschah, bestimmte er Alphonse Daudet zum Testamentsvollstrecker.
Wenn Sie einmal auf den Preis aus sind, empfehle ich eine Veröffentlichung Ihres Buches beim Verlag Gallimard, dessen Autoren bisher rund ein Drittel der Preise gewonnen haben.

Jemand, der sich an diese Empfehlung gehalten hat, ist der in Nizza geborene Jean-Marie Gustave Le Clézio. 
Le Clézio, Jahrgang 1940
Seine frühen Werke, darunter der Erstling „Le procès-verbal“, der in Deutschland bei Piper als „Das Protokoll“ erschien, wurden von Gallimard herausgegeben.


Für dieses Buch gab es zwar „nur“ den Prix Renaudot, unter anderem dafür im Jahr 2008 aber auch den Nobelpreis für Literatur. Das Komitee, dessen Begründungen oft genug auch beim zweiten Nachlesen noch nicht ganz nachvollziehbar sind, war der Meinung, Le Clézio sei der Garant
„des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, der Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation“.
Er selbst, und das spricht für ihn, war eher überrascht. Die deutschsprachige Kritik,
„hochgestochener, langweiliger Ethno-Kitsch“
hieß es da schon mal, vermutete, wie Sigrid Löffler, daß nach fünfundzwanzig Jahren einfach wieder mal ein Franzose „dran“ gewesen sei. Oder sie hatte, wie Marcel Reich-Ranicki, der mal wieder vergeblich auf seinen Philip Roth gewartet hatte, einfach noch nichts von Le Clézio gelesen. 


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