Samstag, 14. Juli 2018

In Sanary und Vence. René Schickele: Deutsch-Franzose par exellence

Sein Herz trug die Liebe und Weisheit zweier Völker.
Inschrift am Schickele-Wohnhaus in Badenweiler.
Schickele     Bild Monacensia
Der „echte“ Midi beginnt für manchen schon im oberen Rhônetal, etwa auf der Höhe von Valence. So für den Schriftsteller René Schickele (1883-1940), den deutschen Franzosen oder französichen Deutschen, der als einer der ersten die Nationalsozialisten an der Macht sah.

Als Sohn einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters kam er in Obernai zur Welt, das damals Oberehnheim hieß. Er starb in Südfrankreich, in Vence, und seine sterblichen Überreste wurden später, so wie er sich das gewünscht hatte, auf dem Lipberger Friedhof in Badenweiler beigesetzt.

Grab auf dem Lipberger Friedhof
Als Herausgeber der pazifistischen und expressionistischen Zeitschrift „Weiße Blätter“ seit 1914 war ihm nach dem Krieg insbesondere die Verständigung zwischen Franzosen und Deutschen ein besonderes Anliegen. Schon früh erregte er den Verdacht der rechten Bewegungen, die dann im Nationalsozialismus mündeten. Seine Frühdiagnose des späteren Terrors hatte er schon anhand der gegen ihn gerichteten Beiträge in NS-Medien ablesen können: „Elsässer Jude, Vaterlandsverräter und Pazifist“ hieß es da.

In Zabern und Straßburg war er aufs Gymnasium gegangen, unter anderem in Paris und München hatte er studiert. Schon 1932, mit der Lebenserfahrung eines fast Fünfzigjährigen, zog er nach Sanary-sur-Mer, zwischen Marseille und Toulon gelegen, und schrieb an seine Freundin Annette Kolb:

„Ich möchte, ich könnte ewig hinter dem Vorhang bleiben, der in der Linie von Valence dieses elementare Sonnenland vom Reich der Nibelungen abschließt.“
Schickele, Kolb und Thomas Mann              Bild Monacensia
In Sanary gehörte er zu den ersten Intellektuellen und bewegte zahlreiche Schriftsteller sich ebenfalls in diesem gesegneten Fleckchen niederzulassen: Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel und andere trafen sich hier im Midi.
Kaum daß der Krieg begonnen hatte, starb er in Vence, im Hinterland von Nizza. Es lohne sich nicht mehr zu leben, „wenn der Ungeist siegt“, schrieb er in seinem letzten Brief an Thomas Mann.

Direkt nach dem Krieg schrieb Kasimir Edschmid, mit dem Schickele oft in Badenweiler, aber auch in Südfrankreich, zusammengesessen hatte, in einem vorausschauenden Beitrag für die ZEIT (1946, Nr. 15):

„Schickele hatte es nicht leicht, denn er versuchte, das zu leben, was einst noch utopisch schien, was aber in einer fernen Zukunft Wirklichkeit werden wird, wenn einmal das, was man früher auf der einen Seite den französischen, auf der anderen Seite den deutschen Menschen nannte, in einer höheren Einheit aufgegangen sein wird."
Viel mehr über Schickele, Mann und die anderen in Sanary-sur-Mer lesen Sie später. Hier ein kleiner EINDRUCK VOM MARKT IN SANARY .


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