Nîmes bezieht einen Großteil seiner Attraktivität aus Gegensätzen. Wer sich von der Autobahn nähert, die dominierenden Hochhausgürtel an den Hängen sieht oder sich von Arles oder aus der Camargue kommend durch die ausgelagerten, großflächigen Einkaufszentren der Ville Active hindurchgequält hat, fragt sich, warum er die Stadt nicht einfach umfahren hat.
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Das "Maskottchen" der Veteranen aus Caesars Ägyptenkrieg |
Manche kommen nur wegen der Krokodile hierher, nicht denen von Lacoste, sondern wegen des Wappentiers der Stadt. In Nîmes waren vor allem die Veteranen angesiedelt worden, die Caesars Ägyptenfeldzug überstanden hatten. Krokodil und Palme hatten sie sich zu ihrem Erkennungszeichen erkoren, das es bis heute geblieben ist. Selbst auf den Gullydeckeln findet es sich; oft genug werden Sie in der Stadt darüber hinweglaufen.
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Blick vom Carré d'Art auf das Maison carrée |
Aber eine Minute später - die dreiviertel Stunde für die Parkplatzsuche nicht eingerechnet - ist man am Maison Carrée, dreht sich um und erblickt, im Sommer hinter einer Reihe großer Töpfe mit Olivenbäumen, das Carré d‘Art. Und nach einem Altstadtbummel, vorbei an alten Stadtpalästen hinüber zur Arena, will man noch mindestens einen Tag dranhängen. Obwohl Alphonse Daudet meist in Paris lebte und schrieb, bewahrt seine Vaterstadt ihm ein intensives Andenken. Zwar gibt es in Paris ein Denkmal in den Jardins des Champs-Élysées und einen Hinweis an seinem Wohnhaus in der Rue de Bellechasse, aber damit dann auch genug.
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Gefühlte hundert Schuhgeschäfte sind offen bis in den späten Abend |
Ganz anders in Nîmes: Wenn Sie der Beschilderung zum günstig gleich neben dem Maison Carrée gelegenen Parkhaus P 3 folgen, verlassen Sie dieses durch den „Ausgang A. Daudet“. Schon stehen Sie auf dem Boulevard Alphonse Daudet und blicken gegenüber auf die Buchhandlung, die nach einem seiner Bücher „Aux Lettres de mon Moulin“ heißt, „Briefe aus meiner Mühle“. In den gut sortierten Regalen mit der Regionalliteratur werden selbst ausgefallene Werke aus Klein- und Selbstverlagen angeboten.
Daudets Geburtshaus findet sich ein paar Schritte vom Parkhaus entfernt, hinter den überdachten Markthallen, auf dem Boulevard Gambetta. Hier in der Nummer 20 kam Alphonse 1840 zur Welt, drei Jahre nach seinem Bruder Ernest.
„Je ne sais qu‘une chose, crier à mes enfants: Vive la vie“,
heißt es auf der Gedenktafel: Es lebe das Leben! Heute beherbergt das solide Haus, das aber offensichtlich zuletzt in den fünfziger Jahren farblich aufgefrischt wurde, Ärzte, Immobilienmakler sowie einen Schönheitssalon.Weiter mit Hans Christian Andersen und seiner Angst, lebendig begraben zu werden, geht es HIER .
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